Neuer Anlauf: Dresden reicht Welterbe-Bewerbung ein
Dresden (dpa) - Neue Welterbe-Ambition in Dresden: Das Anfang des 20. Jahrhunderts berühmte Hellerau soll als „Laboratorium einer neuen Menschheit“ auf die deutsche Vorschlagsliste für neue Unesco-Welterbestätten.
Eine Initiative, der Unternehmer und Bürger aus dem Stadtteil angehören, hat nach eigenen Angaben am Dienstag eine Bewerbung beim sächsischen Innenministerium eingereicht. „Wir sind uns einig, dass es dieser besondere Ort verdient hat, international bekannter zu werden“, sagte der Sprecher der Interessengemeinschaft, Fritz Straub. Die Gartenstadt Hellerau als Ort mit Architektur- und Theatergeschichte besitze den von der Unesco verlangten außergewöhnlichen universellen Wert. Die Stadt Dresden begleite das Vorhaben wohlwollend.
Zwei Jahre nach Aberkennung des Welterbetitels für das Dresdner Elbtal gibt es damit eine neue Bewerbung um das begehrte Unesco- Gütesiegel aus Sachsens Landeshauptstadt. Initiatoren sind die Deutschen Werkstätten Hellerau GmbH, die Grundbesitz Hellerau GmbH, das Europäische Zentrum der Künste Dresden und ein Bürgerverein in dem nördlich des Zentrums gelegenen Viertel. Im Titel berufen sie sich auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel, der Hellerau 1912 als „Laboratoire d'une humanité nouvelle“ bezeichnet hatte.
Die Gartenstadt Hellerau war 1909 bis 1914 nach den Leitideen der Lebensreformbewegung erbaut worden. Das Festspielhaus schrieb als erster bühnenloser und offener Theaterbau der Moderne international Geschichte und avancierte zum Synonym für modernen Ausdruckstanz. „Hellerau verkörperte in seiner kurzen, aber heftigen Blütephase Innovation, Provokation und Selbstreflexion des frühen 20. Jahrhunderts und avancierte zum Zentrum der künstlerischen Avantgarde Europas“, argumentierten die Initiatoren.
Sachsen kann bis Herbst 2012 zwei neue Projekte für die nationale Vorschlagsliste anmelden. Vor drei Jahren hatte die Unesco mit dem Dresdner Elbtal erstmals eine Kulturstätte von der Welterbeliste gestrichen - wegen der Waldschlößchenbrücke. Die Flussquerung wird seit November 2007 für inzwischen bis zu 182 Millionen Euro gebaut. Seit Jahren schwelt zudem noch ein juristischer Streit um die Baugenehmigung.