Neues Gesetz in Holland: Menschen am „Drogenpfad“ hoffen auf Ruhe
Ab 1. Mai gibt es in Holland kein Hasch mehr für Deutsche.
Nettetal/Venlo. In ihrem Garten wurde gedealt, sie wurden bedroht und Drogenkäufer entsorgten ihre Spritzen neben dem Gartentörchen. Ab Dienstag könnte der Spuk für die 13-jährige Celina und ihre Familie vorbei sein.
Ihr Haus liegt direkt am sogenannten „Drogenpfad“ zwischen Nettetal (Kreis Viersen) und Venlo. Wenn ab 1. Mai Koffieshops in den niederländischen Grenzprovinzen Limburg, Nord-Brabant und Zeeland nur noch an Niederländer Haschisch oder Marihuana verkaufen dürfen, erhoffen sie sich etwas mehr Ruhe.
„Ich denke schon, dass der Drogenhandel auf Dauer abnimmt, wenn die Niederländer auch gegen den Straßenhandel vorgehen“, sagt Celina, Gesamtschülerin aus Nettetal. Das hofft auch ihre Oma Margret. „Wir sind schon oft bedroht und belästigt worden“, sagt sie.
Bis zu 6000 deutsche Drogentouristen kommen derzeit täglich nach Venlo um Stoff zu kaufen. Viele nutzen dabei den Fußweg vom Bahnhof Kaldenkirchen entlang der Eisenbahngleise durch den Nettetaler Ortsteil Schwanenhaus.
Nachdem der Rat der Stadt Venlo im Mai 2001 zwei Koffieshops an die Grenze verlagert hatte, hagelte es Beschwerden der Anwohner. Der Zoll schätzt den Drogentourismus seit der Verschiebung auf monatlich rund 27 000 Konsumenten pro Shop, davon 25 000 Deutsche. Je Shop geht sie von einem durchschnittlichen Absatz von 4,5 Kilo täglich an Drogen aus.
„Wie sich die neue Rechtslage ab 1. Mai in den Niederlanden auswirkt, das kann man jetzt nicht abschätzen. Wir befürchten, dass sich die Drogenkunden Alternativen für die Koffieshops suchen“, sagt Martina Wisdorf. Sie ist Geschäftsführerin des Haus Maria Helferin. Die Einrichtung für behinderte Menschen liegt direkt am ehemaligen Grenzübergang in Schwanenhaus.
Auch Nicole Hendricks ist skeptisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass keine deutschen Drogensüchtigen mehr nach Venlo gehen.“ 2005 hatte die Anwohnerin die ortsansässige CDU auf den zunehmenden Käuferstrom über Schwanenhaus hingewiesen. Kurz darauf wurde der Ermittlungstrupp „Drogenpfad“ von der Polizei gegründet. Seit 2006 kontrolliert auch das Ordnungsamt Nettetal regelmäßig.
Anwohner Horst Hartmann befürchtet, dass nach der Gesetzesänderung am Dienstag holländische Koffieshopbesucher ihre Drogen auf der Straße an Deutsche verkaufen werden: „Bis sich das in Deutschland herumgesprochen hat, werden noch viele pendeln — und in Venlo Angebote finden.“
Venlos Bürgermeister hält das neue Gesetz, das ab 2013 für die gesamten Niederlande gilt, für „einen richtigen Schritt“. Der Verlagerung des Drogenhandels auf die Straße will er mit einer Verstärkung der kontrollierenden Polizeitruppe vorbeugen.