Neustart der C/O-Galerie im Berliner Amerika Haus
Berlin (dpa) - Der Andrang ist groß, als würde Angelina Jolie zur Pressekonferenz erwartet. Mehr als 300 Journalisten haben sich angemeldet, um am Mittwoch den Neustart der renommierten Fotogalerie C/O im Berliner Amerika Haus zu erleben.
„Es ist eines der schönsten, filigransten und eigenwilligsten Häuser für Fotokunst in Berlin“, sagt der Initiator und Mitbegründer Stephan Erfurt - „ein Schneewittchen, das man wachküssen musste.“
Die Amerikaner hatten das von Bruno Grimmek entworfene Haus am Berliner Bahnhof Zoo 1957 eröffnet, um hier den Deutschen nach Krieg und Nazi-Zeit Demokratie beizubringen. Während der Studentenrevolte wurde es mit Eiern und Molotow-Cocktails beworfen und kapselte sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 schließlich ganz ab. Seit 2006 stand es leer.
Jetzt ist das architektonische Kleinod im alten Berliner Westen denkmalgerecht saniert. Die Fassade mit dem wasserblauen Mosaik, die offene Steintreppe mit dem geschwungenen Metallgeländer und die lichte Fensterkonstruktion - all das steht noch für den Retro-Chic der 50er Jahre. Neu sind die schlicht weißgrauen Ausstellungsräume, die moderne Beleuchtungsanlage und der zur Straße hin offene Besucherraum mit Café und Book Shop.
„Unsere Aufgabe war, zwei sehr starke Partner zusammenzubringen - das Haus mit seiner eigenen Geschichte und die C/O Galerie mit ihrem Anspruch auf eine optimale Ausstellungssituation“, sagt Architekt Meyer Voggenreiter (mvprojekte), der mit Petra und Paul Kahlfeldt für das Raumkonzept verantwortlich zeichnet.
Die Grundsanierung des Hauses hat das Land Berlin als Eigentümer übernommen. 1,5 Millionen Euro muss die inzwischen von einer Stiftung getragene Galerie selbst aufbringen. Bei einer „Crowdfunding“-Aktion trugen Fans und Unterstützer mehr als 120 000 Euro bei. „Wir sind in der vergangenen Zeit durch ein finanzielles Fegefeuer gegangen“, sagt Direktor Erfurt.
Am neuen Standort hat C/O mit einem Mietvertrag auf 21 Jahre langfristig Planungssicherheit. Ihr angestammtes Quartier im Postfuhramt Berlin-Mitte hatte die Galerie 2013 wegen eines Besitzerwechsels verlassen müssen, eine vom Land bereits zugesagte Alternative war nach der Wahl überraschend geplatzt.
Jetzt soll das Amerika Haus zusammen mit dem nahegelegenen Museum für Fotografie und der Helmut Newton Stiftung zu einem neuen „Cluster“ für Fotokunst werden. Zur Eröffnungsparty am Donnerstag lassen es sich sowohl Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) als auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nicht nehmen, dem neuen Haus einen Besuch abzustatten.
Die privat finanzierte Galerie gilt deutschlandweit als eine der wichtigsten Adressen für Fotokunst. Stephan Erfurt hatte das beispiellose Projekt im Jahr 2000 gemeinsam mit dem Designer Marc Naroska und dem Architekten Ingo Pott gegründet. Seither kamen rund 950 000 Besucher.
Nach der eineinhalbjährigen Zwangspause werden die Fans im neuen Quartier jetzt gleich von vier Ausstellungen empfangen. Darunter ist auch eine Schau des US-Künstlers Will McBride, dessen Werke 1957 in der ersten Fotoschau im Amerika Haus gezeigt wurden.
Zu sehen sind auch über 100 Kontaktbögen, mit denen die legendäre Fotoagentur Magnum eine intimen Einblick in die Arbeitsweise der renommiertesten Bildkünstler weltweit gibt. US-Starfotograf Elliott Erwitt (86) und der ebenfalls in den USA lebende deutsche Fotograf Thomas Höpker (78) waren zur Eröffnung eigens angereist. „Dass Ihr das gewuppt habt, ist einfach wunderbar“, lobte Höpker.