„NINA“-App warnt vor Katastrophen
Die Feuerwehren sollen ab Ende 2016 flächendeckend die Bevölkerung per Handy-App über Gefahren informieren. Noch gibt es aber zu wenige Nutzer.
Düsseldorf. „Die Feuerwehr informiert: In Folge eines Schadensereignisses wurden Schadstoffe freigesetzt.“ Wer diese etwas gestelzte Nachricht auf seinem Smartphone empfängt, der hat sie schon, die „Notfall-, Informations- und Nachrichten-App“, kurz „NINA“. Die App warnt den Empfänger der Nachricht nicht nur vor Katastrophen oder Gefahren wie Bränden, Überschwemmungen und vielem mehr, sie enthält auch Handlungsempfehlungen, wie man sich in der angezeigten Situation verhalten soll. Am Ende gibt „NINA“ Entwarnung.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat die App entwickelt. Am Montag stellte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) die App zusammen mit dem Präsidenten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, und dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) in der Düsseldorfer Leitstelle der Feuerwehr vor.
Die Benachrichtigungs-App soll klassische Informationskanäle wie Radio, Fernsehen, Internet oder Sirenen ergänzen.
„Der Amoklauf in München hat uns gezeigt, dass das sehr wichtig sein kann“, sagte Jäger bei der Präsentation. In der bayerischen Metropole hatte die App „Katwarn“ viele Menschen davor bewahrt, in die Gefahrenzone zu geraten. „Smartphones sind sehr weit verbreitet. Deshalb erreichen wir so mehr Menschen, wenn es darauf ankommt“, so Jäger weiter. In Solingen hatte „NINA“ im Juni dieses Jahres vor einem Chemieunfall auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage gewarnt.
Bei der Präsentation in der Leitstelle der Düsseldorfer Feuerwehr wurde deutlich, wie schnell die Warnungen von „NINA“ versendet werden können. Mit ein paar Befehlen auf der Tastatur ist die Nachricht in Sekundenschnelle „versandfertig“. Bis sie am Smartphone aufploppt, dauert es weniger als eine Minute. Und man muss nicht unbedingt einen Riesenschreck bekommen, wenn „NINA“ sich meldet. Hat zum Beispiel eine Sirene einen Fehlalarm, teilt dies die App ebenfalls mit. In der Regel geht es allerdings in der Tat um Ereignisse wie Brände, Überschwemmungen, Bombenentschärfungen — oder eben Katastrophen oder Terrorszenarien.
Während „NINA“ in Düsseldorf im Rahmen eines Pilotprojektes bereits früh getestet wurde und nach Angaben von Oberbürgermeister Geisel „seit mehr als einem Jahr fester Bestandteil des Warnsystems der Feuerwehr Düsseldorf ist“, lässt die landesweite Verbreitung der App noch zu wünschen übrig. 40 000 Düsseldorfer haben sie bisher heruntergeladen, in Köln sind es 60 000 Bürger, die sich von „NINA“ vor Gefahren warnen lassen. In Wuppertal gibt es 9000 Nutzer, in Krefeld sind es 10 000, in Solingen 5000 und in Aachen 16 000. Bundesweit gibt es laut Jäger 900 000 Nutzer. Bislang wurden von „NINA“ 48 Warnmeldungen abgegeben.
Voraussetzung für das Versenden von Warnungen mit „NINA“ ist das modulare Warnsystem („MoWaS“). Dieses satellitengestützte System ist aktuell in 47 Leitstellen der NRW-Feuerwehr installiert. Bis zum Jahresende soll „MoWaS“ NRW-weit verfügbar sein. Bislang fehlt es laut NRW-Innenministerium noch in Dortmund, Remscheid, dem Hochsauerlandkreis, dem Märkischen Kreis und im Kreis Wesel. „Bis zum Jahresende werden alle 52 Feuerwehr-Leitstellen in Nordrhein-Westfalen angeschlossen sein“, versicherte Jäger.
Jäger kündigte an, dass die Landesregierung noch in diesem Jahr zehn Millionen Euro als pauschale Förderung für Warnmittel und -konzepte bereitstellen werde, um die Kommunen zu unterstützen. Bereits 2014 hatte das Land zehn Millionen Euro an die Kommunen gezahlt.