Lebendfallen aufgestellt Noch kein Thüringer Wolf-Hund-Mischling eingefangen

Ohrdruf (dpa) - Die Käfige sind leer. Seit Monaten schon. Da helfen auch abgenagte Rehknochen nichts, die die Wolf-Hund-Mischlinge anlocken sollen. Die Nachkommen einer Wölfin und eines Haushundes sollen noch hier, auf einem Bundeswehrgelände bei Ohrdruf in Thüringen, unterwegs sein.

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Und sie müssen weg.

Aus Artenschutzgründen sollen sich die sechs Hybriden weder mit reinrassigen Wölfen noch mit Hunden paaren. „Es ist eine Herausforderung, eine so intelligente Tierart wie den Wolf zu fangen“, sagt Britta Krämer, die das für Wölfe und Schäfer zuständige Referat im Thüringer Umweltministerium leitet. Seit Dezember ist das Ministerium hinter den Wolf-Hund-Hybriden her. Auch Silvester Tamás, Wolfsexperte des Thüringer Nabu, sagt: „Aus der Wildtierforschung weiß man, dass der Wolf und auch seine Hybriden die wohl am schwierigsten zu fangenden Wildtiere überhaupt sind.“ Fünf sogenannte Kastenfallen und 18 mit Lockstoffen präparierte Schlingfallen sind auf dem Standortübungsplatz verteilt. Bislang wurden aber nur Füchse, Vögel, ein Wildschwein und eine Wildkatze gefangen.

Die ohnehin knifflige Aufgabe, die Hybriden zu fangen, wird nach Darstellung von Ministerium und der zuständigen Tierärztin Sylvie Lindisch durch „selbsternannte Tierschützer“ erschwert. „Wir werden ständig boykottiert“, sagt Lindisch. Regelmäßig und verbotenerweise schlichen Menschen auf das Gelände und demolierten die Fallen. Dabei sei das gefährlich, betont Krämer vom Ministerium. Denn auf dem rund 4600 Hektar großen Übungsplatz üben Soldaten schießen.

Je länger es dauert, die Mischlinge zu fangen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie geschossen werden. Die Genehmigung dafür liegt dem Ministerium vor. Bald dürften alle Tiere des sechsköpfigen Wurfs geschlechtsreif sein. Dann könnten sich die Tiere eigene Reviere suchen und sich fortpflanzen. Einige Stimmen sagen, die Tiere hätten Ohrdruf längst verlassen. Zuletzt lichtete eine Fotofalle nach Ministeriumsangaben Mitte Februar die Wölfin mit zumindest zwei ihrer Jungtiere auf dem Gelände ab.

„Solange wir nicht mit Sicherheit ausschließen können, dass die Tiere nicht mehr hier sind, setzen wir unsere Bemühung fort“, sagt Krämer mit Blick auf die Fangversuche. Werden die Tiere doch noch lebendig gefangen, sollen sie in einem Gehege ein neues Zuhause finden.

Auch aus einem anderen Grund tickt die Uhr: Im April beginnt die Weidezeit für Schafe. Und allein in der unmittelbaren Umgebung zum Revier der Wölfin sind nach Angaben des Landesverbands der Thüringer Schafzüchter dann bis zu zehn Herden unterwegs. Neben den Mischlingen soll auch ihre Mutter gefangen werden. Sie soll mit einem Peilsender ausgestattet werden. Man könnte dann besser verhindern, dass sie sich wieder mit einem Haushund paare, sagt Krämer.

„Wölfe verpaaren sich vorzugsweise immer mit Wölfen“, sagt Nabu-Experte Tamás. Zur Wölfin nach Ohrdruf habe es aber bislang noch kein Wolfsrüde geschafft. Weshalb, kann niemand genau sagen. Verkehrsunfälle sind Todesursache Nummer eins bei Wölfen in Deutschland. Aber auch illegale Abschüsse - ob mit oder ohne Absicht - kommen immer wieder vor.