Noch mehr Attacken auf Eisenbahner - 1500 Fälle im vorigen Jahr

Gewalt in Alltagskonflikten ist für die Bahn ein ernstes Problem. Sie geht schärfer gegen Täter vor. Das Durchgreifen von Sicherheitsleuten auf Bahnhöfen und in Zügen provoziert allerdings manche.

Die Zahl der tätlichen Übergriffe auf Mitarbeiter der Deutschen Bahn stieg im vergangenen Jahr um 300 auf 1500.

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Berlin (dpa). Bei der Deutschen Bahn nehmen die Attacken auf Mitarbeiter weiter zu. Die Zahl der tätlichen Übergriffe stieg im vergangenen Jahr um 300 auf 1500, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Im Jahr 2013 hatte die Bahn 1200 Fälle von Körperverletzung gegen Bahnangestellte gezählt, 2012 waren es rund 1000 Fälle. Über die jüngste Entwicklung hatte zuvor die „Bild“-Zeitung (Mittwoch) berichtet.

Um die Gewalt einzudämmen, will die Bahn die Straftaten gemeinsam mit der Bundespolizei noch konsequenter verfolgen. „Gewalt in unseren Zügen und Bahnhöfen nehmen wir nicht hin“, sagte Bahn-Sicherheitschef Gerd Neubeck. In jedem Fall werde Strafanzeige erstattet, Wiederholungstäter müssten mit einem Hausverbot rechnen. Wer das missachte und wieder auffalle, habe sich vor Gericht auch wegen Hausfriedensbruchs zu verantworten.

Zum Glück seien ernste Verletzungen von Eisenbahnern die Ausnahme, sagte Neubeck. 90 Prozent der Angriffe ereigneten sich spontan und würden juristisch als einfache Körperverletzung eingestuft. 70 Prozent aller Taten richteten sich gegen Sicherheitspersonal. Am Rande von Fußballspielen und im Wochend-Partyverkehr häuften sich Übergriffe, stellte die Bahn fest. Doch auch die Gewaltbereitschaft in Alltagssituationen habe zugenommen.

Tatorte seien vor allem Bahnhöfe und Nahverkehrszüge. Seit Anfang 2014 hat die Bahn die Präsenz eigener Sicherheitskräfte verstärkt - mit dem Auftrag, das Hausrecht durchzusetzen. Das führe jedoch auch zu häufigeren Attacken auf diese Leute, hieß es.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft sieht angesichts von Attacken auf Polizisten und andere Bedienstete einen Verlust staatlicher Autorität. Dahinter stecke auch „ein hohes Maß an Staatsverachtung“, sagte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Die Gewalt entwickele sich weiter „steil nach oben“. „Es wird gerempelt, gespuckt und getreten - einfach weil man glaubt, dem Staat keine Autorität mehr zubilligen zu dürfen.“ Das merke nicht nur die Polizei: „Die Lehrer merken es, die Richter. Auch vor Gericht findet man manchmal ein Verhalten, das unmöglich ist und das es früher nicht gegeben hat.“

Wendt sprach von einer „allgemeinen Enthemmung von Gewalt“. „Man schlägt nicht ein Mal zu und hört dann wieder auf, sondern man prügelt wirklich mit allen Gegenständen und aller Gewalt drauf los.“