„Norwegen ist eins“: König Harald berührt Millionen

Oslo (dpa) - Norwegens König Harald hält selten emotionale Reden. Noch seltener fliegen ihm danach die Herzen von Millionen Menschen zu. Doch genau das ist passiert, nachdem der Monarch bei einem Schlossfest in Oslo zu 1500 aus allen Teilen des Landes angereisten Gästen gesprochen hatte.

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„Norwegen seid ihr. Norwegen sind wir. (...) Norwegen ist eins“, sagt der König da, und meint auch Homosexuelle und Menschen, die in dem skandinavischen Land Zuflucht gesucht haben. „Norweger sind Mädchen, die Mädchen mögen, Jungen, die Jungen mögen, und Mädchen und Jungen, die einander mögen“, erklärt Harald. „Norweger glauben an Gott, Allah, Alles und Nichts.“

Mit seiner Rede hat er im politisch gerade sehr bewegten Norwegen einen Nerv getroffen, zumal die Regierung aus Konservativen und Rechtspopulisten harte Kante gegen Asylbewerber zeigt. „The King's Speech“ 2.0 schlägt im Netz ein: Das Video von der Ansprache, das der Sender NRK bei Facebook online stellt, sehen bis Dienstag 3,2 Millionen Menschen. „Du machst mich stolz, Norweger zu sein“, schreibt ein Nutzer darunter. Andere schimpfen, dass Harald „politisch korrekte“ Botschaften zum Thema Einwanderung verbreitet.

Denn der König macht seinem Volk klar: „Norweger sind auch aus Afghanistan, Pakistan und Polen, Schweden, Somalia und Syrien einwandert. Meine Großeltern sind vor 110 Jahren aus Dänemark und England eingewandert. Es ist nicht immer so leicht zu sagen, woher wir kommen, welche Nationalität wir haben. Das, was wir unser Zuhause nennen, ist dort, wo unser Herz ist - und das kann man nicht immer innerhalb von Landesgrenzen einordnen.“ Er hoffe, dass die Menschen aufeinander aufpassten. „Dass wir dieses Land weiterbauen - auf Vertrauen, Gemeinschaft und Großzügigkeit. Dass wir erkennen, dass wir - trotz aller unserer Unterschiede - ein Volk sind.“

Der Monarch hat die Festansprache in der vergangenen Woche zu einem Appell an menschliche Werte gemacht. Darf er das? Nach Ansicht des Rhetorikforschers Trygve Svensson von der Universität Bergen konnte er sich die Äußerungen durchaus erlauben. „Niemand kann sagen, dass der König hier mit einem politischen Programm kommt“, sagt Svensson dem Sender NRK. „Er bewegt sich innerhalb dessen, was die Aufgabe des Königshauses ist.“

In Staunen versetzt hat die Norweger auch, dass ihr Monarch so überaus leidenschaftlich für Toleranz und Menschlichkeit wirbt. Seine Landsleute vertrauen ihm zwar wie sonst nur dem Skistar Marit Bjørgen und dem Fernseh-Wetterfrosch, wie kürzlich eine Umfrage ergab. Für sonderlich mitreißend und charismatisch halten sie ihn aber nicht. Haralds Sohn Haakon und dessen Frau Mette-Marit stehen viel häufiger im Mittelpunkt als der zurückhaltende König. Mit der flammenden Rede dürfte er in puncto Beliebtheit einiges an Boden auf den Kronprinzen gutgemacht haben.