Aufzug-Klassiker NRW prüft Ampel für sichere Paternoster
Land will weiterhin Nutzung für alle gewährleisten. Arbeitsministerin Andrea Nahles kündigt Kehrtwende an.
Düsseldorf. Im Streit um die öffentliche Nutzung von Paternostern wird die NRW-Landesregierung erfinderisch und denkt jetzt über eine Ampel für die seltenen Aufzuganlagen nach.
Der Hintergrund: Seit Montag dürfen Paternoster nur noch von Angestellten in dem jeweiligen Gebäude verwendet werden, die zuvor vom Arbeitgeber eingewiesen wurden. Besuchern stehen sie nicht mehr offen.
Vor allem in Nordrhein-Westfalen regt sich Protest. Die Stadt Wuppertal hat inzwischen eine Unterschriftenaktion gegen das Ende der öffentlichen Anlagen gestartet. Dort mussten in beiden Rathäusern die Paternoster stillgelegt werden.
Auch das für die Betriebsaufsicht zuständige NRW-Arbeitsministerium rebelliert. „Wir lassen juristisch prüfen, was eigentlich unter einer Einweisung zu verstehen ist und hoffen, dass wir durch eine Kombination niedrigschwelliger Maßnahmen einen Publikumsverkehr weiterhin ermöglichen können“, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Im Gespräch sind Piktogramme, die die Nutzung bildhaft erklären sowie Ampeln. „Grün bedeutet Einsteigen, Rot bedeutet Stehenbleiben.“
Das für die NRW-Immobilien zuständige Finanzministerium hält seine acht eigenen Paternoster auch jetzt im Betrieb. Die Mitarbeiter hätten per Email eine Bedienungsanleitung bekommen.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) kündigt derweil eine Nachbesserung der Novelle an. Bis zum Ende des Jahres soll die Verantwortung über den Betrieb an die Landesbehörden übertragen werden — bis dahin aber gilt die Verordnung noch. Nahles schrieb beschwichtigend im Online-Netzwerk-Facebook: „Der Paternoster ist der VW Käfer unter den Aufzügen. Nicht besonders viele Menschen fahren ihn noch, aber viele lieben ihn.“
Die Beschränkung der Aufzug-Nutzung geht laut Nahles auf schwere Unfälle aus der Vergangenheit zurück und sei von mehreren Bundesländern gefordert worden.
Laut TÜV-Verband haben sich die letzten bekannten schweren Unfälle 2013 in Frankfurt ereignet. Sprecher Johannes Näumann: „Natürlich ist ein Paternoster riskanter im Betrieb als ein Fahrstuhl mit Türen. Er erfordert eine gewisse Selbsteinschätzung der Benutzer.“