Nürburgring — der Mythos lebt

Schon Tage vor dem Rennen pilgern Tausende in die Eifel.

Nürburg. Das Formel-1-Rennen am Nürburgring wird extra mitten in den Sommer gelegt — doch es hilft alles nichts. Tief in der Eifel ist auch im Juli Kälte, Wind und Regen garantiert. Kaum ein Rennen im Saisonkalender verlangt Mensch und Material so viel Leidensfähigkeit ab, wie das Traditionsrennen, das sich den Großen Preis von Deutschland jährlich im Wechsel mit dem Hockenheimring teilt. Und die Zuschauer? Die freuen sich auch noch darauf. Der Ring ist Kult und entsprechend pilgern viele Tausend bereits seit Donnerstag auf die Zeltwiesen um die Strecke.

In mehr als 80 Jahren Renngeschichte haben sich der Ring und vor allem die alte Nordschleife zu einem weltweiten Mythos entwickelt. Nach Le Mans und Indianapolis gilt das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring als wichtigstes Rennen neben der Formel 1. Viele Rennsportfreunde kommen deshalb mehrmals im Jahr in die teilweise unwirtliche Region an der Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.

Weil die Eifel so dünn besiedelt ist, wurde der Ring damals dort geplant. Doch vor allem wenn der Formel-1-Zirkus dort gastiert, ist davon kaum noch etwas zu merken: Bis weit auf die Autobahnen staut sich die Blechlawine am Renntag zurück. Rund um den Ring gibt es dann keine freie Fläche mehr, Gastronome und Pensionen machen das Gros ihres Jahresumsatzes.

In den vergangenen Jahren hat der Nürburgring sein Gesicht verändert. Eine Erlebniswelt ist für mehrere Hundert Millionen Euro aus dem Boden gestampft worden — mit Rennsport-Museum, Einkaufsmeile, Luxushotel, Kongresszentrum und Feiergastronomie. Das Ziel: den Nürburgring auch zwischen den Rennen zu einer Pilgerstätte für PS-Freunde zu machen. Doch die erhofften Gäste blieben aus. Nur wenn populäre Rennen wie die Formel 1 an diesem Wochenende anstehen, füllen sich die Gassen hinter der Haupttribüne. Was auch politische Folgen hatte: Ministerpräsident Kurt Beck trat von seinem Amt zurück. Derzeit läuft noch ein Prozess gegen die Verantwortlichen.

Den eingefleischten Ring-Fans sind die Umbauten ohnehin einerlei. Ihnen geht es um die ursprüngliche Atmosphäre in der Eifel und vor allem um das ohrenbetäubende Jaulen der Rennwagen, das ab Freitag mit der ersten Trainingseinheit von der Rennstrecke zu den Zelten und Wohnwagen geweht wird. pln