Pappnase ist Pflicht: Dos and Don'ts für Karnevalstouristen
Berlin (dpa/tmn) - Küssen, trinken, essen, anziehen, singen, reden: Alles kann man falsch machen im deutschen Karneval. Wer sich wie ein Kölner verhält, fällt in Düsseldorf schon auf. Wer keine Plaketten mag, ist in Mainz ein Spielverderber.
Helau oder Alaaf? Fasching oder Fastnacht? Kölsch oder Woi? Wer kein eingefleischter Karnevalist ist, bringt die Bräuche leicht durcheinander. Traditionen und Gepflogenheiten unterscheiden sich je nach Region. Wollen Karnevalstouristen in Deutschland nicht unangenehm auffallen, sollten sie sich in die komplexen Regularien einlesen:
Vokabeln: „Man ruft in Mainz „Helau“, und es heißt Fastnacht“, stellt Cathrin Tronser vom Mainzer City Marketing klar. Auch in Düsseldorf heißt es „Helau“, mit kurzem E, betont Düsseldorf Tourismus. Statt von der Fastnacht spricht man hier allerdings vom Karneval. In Köln ist „Helau“ ein regelrechter Affront. Hier heißen die tollen Tage Fastelovend oder Fasteleer. Und der Hochruf ist „Alaaf!“ - auf keinen Fall „Helau!“, warnt Köln Tourismus. Fasching heißt das Fest laut Astrid Schwerin von Krosigk von München Tourismus in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Faschingsgruß variiere je nach Gesellschaft.
Gesang: „Im Singen hat man Narrenfreiheit: Jeder kann, keiner muss“, heißt es in Düsseldorf. Die meisten typischen Karnevalslieder singen echte Profis natürlich mit Dialekt. „Aber wir sind ja sehr offen“, sagt die Mainzerin Tronser. Singt ein Auswärtiger „Mainz bleibt Mainz“ statt „Meenz bleibt Meenz“, wird kein Einheimischer pikiert sein.
Kostüm: Ganz ohne geht nicht. Das gilt fast überall. „Je bunter, desto lieber“, heißt es bei Köln Tourismus. Aber Achtung: Auf Bällen und Sitzungen seien dünne Kostüme angemessen. Wer damit aber zum Straßenkarneval zieht, bekomme ganz sicher kalte Füße, warnen die Experten. Wer selbst schneidert, muss weit abmessen - dann passt die dicke Jacke drunter. Zum Kneipenkarneval auf keinen Fall zu puschelig erscheinen, warnen die Düsseldorfer. Dicker Plüsch oder ausladende Accessoires könnten in dem „treibhausähnlichen Klima“ einen selbst und andere stören. Aber Köln, Düsseldorf und Mainz sind sich einig: Im Notfall genügt in den deutschen Karnevalshochburgen auch einfach eine rote Pappnase. Nur gar nichts geht gar nicht. In München ist das anders: „Es ist nicht so, dass hier jeder verkleidet ist“, sagt Schwerin von Krosigk.
Kulinarik:In Köln gibt's Kölsch, in Düsseldorf Altbier. Wer das durcheinanderbringt, hat bei den Lokalpatrioten der beiden Städte einen schlechten Stand. In Mainz gibt es traditionell zur Fastnacht „Weck, Worscht und Woi“, also Brötchen, Wurst und Wein. Eine süße Fastnachts-Leckerei ist hier der Kreppel, der je nach Region auch Krapfen, Berliner oder Pfannkuchen heißt. In Düsseldorf gibt es Muzen, süße, kleine, in Öl ausgebackene Teigwaren. In München trinkt man zum Fasching - Überraschung - bayrisches Bier. Eine Besonderheit der Süddeutschen: Nach dem Karneval beginnt nicht nur die Fasten-, sondern auch die Starkbierzeit mit Starkbierfesten. „Das geht auf die Mönche zurück, die früher der Ansicht waren: Man hält das Fasten länger durch, wenn man Starkbier trinkt“, sagt Schwerin von Krosigk.
Sitten: Vor allem im Rheinland wird gebützt. Bützje oder Bützchen sind Küsschen mit gespitzten Lippen - ob auf die Wange oder den Mund, hängt von der Situation und dem Gegenüber ab. „Ein Bützchen ist Ausdruck der Freude und verpflichtet zu nichts“, heißt es in Düsseldorf. In Mainz ist es üblich, in den Tagen vor Karneval „Schöne Feiertage“ zu wünschen. Außerdem begegnet man in den Straßen Zugplaketten-Verkäufern. Eine Plakette kostet 4,50 Euro, und jedes Jahr sehen sie anders aus. „Sie helfen bei der Finanzierung des Rosenmontagsumzuges“, erklärt Tronser. Eine Münchner Tradition: Am Faschingsdienstag gibt es auf dem Viktualienmarkt den „Tanz der Marktfrauen“. Der Marktplatz wird zum Festgelände mit Getränkebuden und vielen Besuchern. Höhepunkt ist ein von den Marktfrauen einstudierter Tanz auf einer Bühne.