Keine guten Vorzeichen Papst besucht trotz Corona-Pandemie erstmals Irak

Bagdad · Papst Franziskus reist unter keinen guten Vorzeichen in den Irak: Dort steigen die Corona-Zahlen. Auch die Sicherheitslage hat sich verschärft.

Papst Franziskus reist in den Irak.

Foto: dpa/Giuseppe Ciccia

Papst Franziskus beginnt an diesem Freitag einen viertägigen Besuch im Irak. Der 84-Jährige ist das erste Oberhaupt der katholischen Kirche, das in das Krisenland reist. Für viele Mitglieder der leidgeplagten christlichen Gemeinde in dem überwiegend muslimischen Land erfüllt sich damit ein langgehegter Wunsch. Wegen der Corona-Pandemie wirft die Reise aber auch Fragen auf. So will Franziskus in der nordirakischen Stadt Erbil in einem Stadion eine Messe mit Tausenden Gläubigen feiern. Die Zahl der Neuinfektionen steigt im Irak gerade wieder stark an.

Für Franziskus ist es die erste Auslandsreise seit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr. Nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Bagdad sind am Nachmittag Treffen mit Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi und Staatschef Barham Salih geplant. Außerdem stehen für den 84-Jährigen Zusammenkünfte mit Vertretern der Zivilgesellschaft und der Ortskirche an.

Franziskus will innerhalb von knapp vier Tagen unterschiedliche Regionen des Landes besuchen. Zu den Höhepunkten gehört ein Treffen mit dem wichtigsten schiitischen Geistlichen des Irak, Großajatollah Ali al-Sistani. Auf dem Programm steht zudem eine interreligiöse Begegnung in der Ebene von Ur, aus der nach biblischer Überlieferung Abraham stammt. Im Norden will er die Stadt Mossul besuchen, früher wichtigste Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Im nahegelegen Ort Karakosch trifft er sich ebenfalls mit Christen.

Wegen Verfolgung, Krieg und wirtschaftlicher Not ist die christliche Gemeinde des Irak mit einst mehr als einer Million Gläubigen in den vergangenen Jahrzehnten stark geschrumpft. Schätzungen gehen heute von 250 000 bis 400 000 Christen aus. Insgesamt hat das Land etwa 40 Millionen Einwohner. Viele Mitglieder der religiösen Minderheit hoffen seit langem auf einen Papstbesuch und sehen darin ein Hoffnungszeichen.

Franziskus erklärte am Mittwoch bei seiner Generalaudienz, er habe sich lange gewünscht, die Menschen im Irak kennenzulernen, die so viel gelitten hätten. Er wolle sie nicht enttäuschen. „Die irakische Volk hat bereits auf Johannes Paul II. gewartet, dem die Reise verboten wurde. Man kann ein Volk nicht zum zweiten Mal enttäuschen.“

Im Vorfeld der Reise gab es Kritik, weil der bereits geimpfte Papst den Irak mitten in der Pandemie besuchen will. Erst in dieser Woche stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf ein Rekordhoch. Auch die Sicherheitslage hat sich wieder verschärft. Im Januar kam es in Bagdad zum einem der schwersten IS-Anschläge seit Jahren. Zudem feuern irantreue Schiitenmilizen immer wieder Raketen auf die stationierte US-Armee ab, um deren Abzug aus dem Irak zu erreichen.

Wie bei früheren Reisen soll der Dialog mit anderen Religionen im Zentrum stehen. Franziskus sagte vor dem Abflug, er wolle zusammen mit Brüdern und Schwestern beten, die andere religiöse Bräuche hätten - im Zeichen von Abraham, der Muslime, Juden und Christen in einer Familie vereine. Der Papst hatte 2019 die Vereinigten Arabischen Emirate besucht und dabei auch den hohen religiösen Vertreter des sunnitischen Islam, Großimam Ahmed al-Tajjib, getroffen.

(dpa)