Parabelflug: Krefelder Schülerin schwebt schwerelos
Die 18-jährige Tiara Villabruna gewinnt die Teilnahme an einem Parabelflug. Und erzählt begeistert, wie es sich anfühlt, frei durch die Luft zu segeln.
Krefeld. Sicher haben Sie auch schon einmal beobachtet, wie sich ein Wassertropfen im freien Fall zu einer Kugel formt. Aber wie fühlt sich Schwerelosigkeit eigentlich an? „Man spürt das Gewicht des eigenen Körpers plötzlich nicht mehr, es ist, als hätte man völlig die Kontrolle über Arme, Beine und sich selbst verloren.“ Das sind nicht die Worte eines Astronauten nach einer Expedition zur Internationalen Raumstation ISS, sondern die einer Krefelder Schülerin. Tiara Villabruna war nicht nur bei einem Parabelflug dabei. Zusammen mit weiteren Gewinnern aus Australien, Hongkong, aus Brasilien, England, den USA und Südkorea hat die 18-jährige Uerdingerin zusammen mit einer Freundin jetzt in einem Airbus die wohl höchste Party der Welt gefeiert — in der Schwerelosigkeit.
Mit dabei: Das DJ-Duo W&W und Musikproduzent Steve Aoki. Vor 20 Leuten legten die in der Luft bei der ersten schwerelosen Party der Welt ihr wohl kleinstes House- und Elektro-Set überhaupt auf die Plattenteller.
Dass es langweilig gestartet ist, das kann Tiara Villabruna dem Jahr 2018 sicher nicht vorwerfen. Als sie davon erfährt, dass sie als eine von 30 000 Bewerbern aus aller Welt bei dem Facebook-Gewinnspiel der Frankfurter Festival-Veranstalter „Big City Beats“ einen Parabelflug gewonnen hat, steigt die Krefelderin gerade in den vom Radiosender Einslive auf die Schienen gebrachten Lovetrain. Mit 300 Singles, die keine mehr sein wollen, geht’s nach Zell am See in Österreich, ab zum Flirten und Feiern in den Schnee.
Dass am Ende nicht der passende Mann für sie dabei war, findet die 18-jährige Schülerin gar nicht schlimm — als Begleiterin für den Flug in die Schwerelosigkeit hatte sie sich ohnehin schon auf ihre Freundin festgelegt. Da waren auch Vater Rainer und Mutter Silke Villabruna ziemlich neidisch: „So einen Parabelflug machen doch sonst nur Astronauten als Übung, damit sie sich vorstellen können, wie sich die Schwerelosigkeit im Weltall anfühlt.“ Wie Achterbahn fahren? „Nur krasser“, sagt die Tochter. „Eigentlich ist es unbeschreiblich — man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht erlebt hat.“ Kamerateams zeichnen das Unvorstellbare auf, um es für alle am Boden gebliebenen später im Fernsehen greifbarer zu machen.
Da ist das bis auf einige Sitzreihen leere, gepolsterte Flugzeug, ein A 310 Zero-G. Normalerweise hätten in einem Flugzeug dieser Größe zwischen 220 und 265 Passagiere Platz. Der Flug, der am vergangenen Mittwoch von Frankfurt startet, ist kein gewöhnlicher, so viel steht fest. Klar, dass da TV-Moderatoren, Blogger und andere, die sich hierzulande als Influencer im Netz einen Namen machen, mit an Bord sind. Einer der drei Piloten ist Astronaut bei der europäischen Raumfahrt-Agentur ESA und weiß, worauf es bei einem Flug in die Schwerelosigkeit ankommt: Den Airbus steil, aber trotzdem sanft in die Luft zu bringen und dann, am Höhepunkt angekommen, ebenso schnell in den Sinkflug zu gehen. Das Ergebnis: 20 Sekunden Schwerelosigkeit, für Tiara „das krasseste Gefühl überhaupt“. Nicht verwunderlich, dass sich da einigen Fluggästen der Magen umdreht - nicht Tiara.
„Als wir beim ersten Mal, als das Flugzeug hoch ging, alle an den Boden gepresst da lagen, da hatte ich schon Angst“, gesteht die Schülerin. „Da war dieser Druck auf den Kopf und den Körper, der sich auf einmal doppelt so schwer anfühlte, als er in Wahrheit ist“, erzählt sie. Den Arm hochheben? Unmöglich. Sekunden später schweben Tiara und die anderen Passagiere durch die gepolsterte Kapsel. 16 Mal wird die Schülerin das Gefühl der Schwerelosigkeit an diesem Tag erleben, Pirouetten in der Luft drehen, mit jedem Mal kann sie es mehr genießen. Dazwischen wird auf Elektro und House vom DJ-Pult gefeiert, vier Stunden lang.
Halb Europa fliegt an dieser Zeit an den Passagieren vorbei - im Blindflug, denn der A 310 Zero-G hat keine Fenster. Egal, Tiara und die anderen sind sowieso berauscht - ganz ohne Drogen. Von dem Gefühl der absoluten Leichtigkeit, einer befreienden Kontrolllosigkeit, sagt sie. „Das werde ich nie vergessen.“