Pariser Haute Couture: Mode voller Präzision, Poesie und Stärke
Bei den Pariser Haute Couture-Schauen zeigen Altmeister Armani und junge Talente wie Alexandre Vauthier ihre Kollektionen.
Paris. Eine Schau voll Poesie und Präzision inszenierte Altmeister Giorgio Armani bei den Präsentationen der Haute Couture in Paris. Die pudrigen Hauttöne der mit „Nude“ überschriebenen Kollektion für Herbst/Winter 2013/14, die feinen Stickereien, florale Muster und Volants hätten leicht auch zu viel des Guten sein und ins Zuckerbäckerhafte abgleiten können. Doch der Italiener widerstand der Versuchung, in märchenhaftem Pomp zu schwelgen, und schuf geschickt einen ätherischen, fast entrückt wirkenden Look.
Die Seidenkostüme mit verlängerten Jacken und schwingenden wadenlangen Röcken, die zarten Tops aus Tüll mit kreisförmig aufgestickten Pailletten und vor allem die fließenden halbtransparenten Abendkleider erinnerten an Grace Kelly und hatten einfach Klasse.
Scharf, offensiv sexy und pur traten hingegen die Entwürfe von Alexandre Vauthier auf. Pudrig wirkte hier gar nichts. Vauthier steht für eine junge coole Richtung der Couture und hat dieser damit neue Kundinnen erschlossen. Seine Kleider, Hosen und Jacke/Minirock-Kombinationen waren in Schwarz-Weiß-Kontrasten gehalten — mit goldfarbenen Reißverschlüssen als messerscharfer Trennlinie.
Der Designer schickte sowohl Bikerjacken aus schwarzem Leder als auch Abendroben mit tiefen Rückenausschnitten und raffinierten Drapierungen über den Laufsteg. Sportliche Streetwear und glamouröser Partylook verschmelzen bei ihm zu einer Einheit.
Bouchra Jarrar gilt schon seit einiger Zeit als Geheimtipp, obwohl sie erst seit vier Jahren dabei ist. Jarrars Kreationen haben außerordentliche Finesse: Schmale Hosen und Westen mit „punkigen“ Silberketten am Bund wirken bei ihr genauso elegant wie duftige Seidenkleider aus doppellagigem Seidencrêpe in Pudertönen.