Russland setzt nach Raketenabsturz Start von Proton-M aus
Moskau (dpa) - Nach dem Absturz einer Proton-M-Rakete hat Russland vorerst alle Starts dieses Typs gestoppt. Die Vorbereitungen für den am 20. Juli geplanten Start einer Proton-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan seien eingestellt worden, meldete die Agentur Interfax.
Das habe eine Untersuchungskommission entschieden. Auch drei weitere Missionen in diesem Jahr würden vermutlich verschoben. Unterdessen dauerten die Ermittlungen an. Womöglich sei die am Dienstag abgestürzte Rakete zu früh gestartet worden, hieß es aus Raumfahrtkreisen.
Die Triebwerke der ersten Raketenoberstufe hätten noch nicht die nötige Leistung erreicht gehabt, zitierte Interfax eine namentlich nicht genannte Quelle. Eine Trägerrakete vom Typ Proton-M mit drei Satelliten für das russische Navigationssystem Glonass an Bord war wenige Sekunden nach dem Start noch auf dem Kosmodrom in Brand geraten. Der Schaden beträgt schätzungsweise umgerechnet mehr als 150 Millionen Euro. Die Ermittlungsbehörde eröffnete ein Verfahren wegen Verstoßes gegen die Sicherheitsvorschriften.
Obwohl die Rakete Hunderte Tonnen giftiges Hydrazin als Treibstoff an Bord gehabt habe, gebe es keine Umweltschäden, teilte das Ministerium für Umweltschutz der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan mit. Wasser-, Luft- und Bodenproben hätten keine Verschmutzungen ergeben.
Der russische Rechnungshof warf der Raumfahrtbehörde Roskosmos unterdessen ein „System der kollektiven Verantwortungslosigkeit“ vor. So sei der Bau und Unterhalt von Satelliten viermal höher als im Ausland. Dennoch gebe es weitaus mehr Zwischenfälle, hieß es in einem Bericht. Zudem verwies der Rechnungshof auf die geplante Trägerrakete Angara, deren Entwicklung seit mehr als 20 Jahren stocke und immense Kosten verursacht habe.