Paul Klee in der Tate Modern

London (dpa) - Eine neue Sicht auf das Schaffen von Paul Klee (1879-1940) will die Tate Modern in einer Ausstellung in London bieten.

Der deutsch-schweizerische Künstler war nach Darstellung der Tate keineswegs ein „verträumter Einzelgänger“, sondern ein „spielerisch-radikaler“ Gigant der Europäischen Moderne. Die Ausstellung „Paul Klee: Making Visible“ (Paul Klee: Sichtbar Machen) läuft vom 16. Oktober bis zum 9. März 2014.

Vielfalt, Innovationskraft und Ideenreichtum ziehen sich laut Tate wie ein roter Faden durch Klees Werk. Vor allem aber: Sorgfalt. Anhand von Klees penibel geführtem Werkverzeichnis ist es der Tate gelungen, Werke so zu gruppieren, wie sie von dem Künstler im Studio geschaffen oder für Ausstellungen ausgesucht wurden. „Es ist das erste Mal, dass Klee so gezeigt wird, wie er seine Werke sah und wie er sie der Öffentlichkeit präsentieren wollte“, sagte Tate-Direktor Chris Dercon. „Es ist fast so, als stünde man in seinem Studio.“

Die Ausstellung mit 131 Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden aus Museen und Privatsammlungen deckt die Zeit von 1910 bis 1940 ab - von den Anfängen des Künstlers in München über das Bauhaus und seine Rückkehr in die Schweiz, wo er 1940 nach schwerer Krankheit starb. Klee entschloss sich laut Dercon 1911 zum Führen eines eigenhändigen Oeuvrekatalogs, mit genauer Nummerierung der Werke - nachdem eine frühe Ausstellung von Zeichnungen in der Schweiz negativ beurteilt wurde. Der beidhändig geschickte Klee habe mit der „linken Hand kreiert und mit der rechten Hand geschrieben“, bemerkte Dercon.

In chronologischer Anordnung wird der Besucher - wie auf dem häufig von Klee zitierten „Spaziergang“ - durch die 17 Ausstellungsräume geführt. Weil die Räume groß und die Bilder relativ klein sind, muss der Betrachter sich sehr konzentrieren.

Er kommt von Klees ersten Werken als Mitglied der „Blauen Reiter“ in München - wie „Pflanzen in den Bergen“ (1913) und „Blumenbeet“ (1913) - über die farblichen Einflüsse seiner Tunesien-Reise und die karikaturhaften Werke zum Untergang des Kaiserreichs, zum Bauhaus und zur Verfolgung in der Nazi-Zeit. Die Ausstellung endet in Raum 17 mit dem Untertitel: Dämmerung (Twilight). Klees letztes Werk „Dämmerblüten“, das er noch auf dem Krankenbett Anfang 1940 für eine Ausstellung in Bern schuf, beschließt den Kunstspaziergang.