Pendlernetz: Gemeinsam zum Job fahren

Die Mitfahrgemeinschaft ist längst nicht mehr nur etwas für Studenten.

<strong>Bonn. "Mitfahrzentrale" - das klingt nach unbequemen Plastikstühlen in staubigen Ladenlokalen, auf deren Fenstern weiße Lettern prangen. Und darin werden dann Touren vermittelt, die meist in Universitätsstädten enden. Von wegen. Die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten für kurze Strecken, etwa für die Fahrt zum Arbeitsplatz, ist angesagt wie nie zuvor. Nicht zuletzt die Diskussion um den Klimawandel ist eine Ursache dafür. Zudem lassen Ereignisse wie der Orkan "Kyrill" oder jüngst der drohende Lokführerstreik die Vermittlungszahlen in die Höhe schnellen.

Wer heute Mitfahrer für kurze Routen sucht, der findet sie im "Pendlernetz NRW", einem Ableger der klassischen Mitfahrzentrale. Seit dem offiziellen Start im Herbst 2002 wächst diese Online-Kontaktbörse rasant. "Gerade in den Tagen vor dem angekündigten Streik im Bahnverkehr war auf unseren Internetseiten die Hölle los", berichtet Martin Buske, Mitgründer von "mitfahrzentrale.de" mit Sitz in Bonn. "Denn immer mehr Nutzer suchen in ihrem näheren Umkreis nach Fahrgemeinschaften."

Im Herbst 2002 war dies Grund genug für den Geschäftsmann Buske und seine Mitstreiter, das Projekt "Pendlernetz NRW" zu starten - angeschoben von der Landesregierung und in Schwung gebracht von verschiedenen Partnern wie etwa dem ADAC oder der Verbraucherzentrale, die über die rechtliche Situation von Fahrgemeinschaften aufklären oder Steuertipps geben.

Das Pendlernetz arbeitet nicht wie eine kostenpflichtige Vermittlungsbörse, sondern wird über die Internetseiten von Kreisen und kreisfreien Städten in NRW betrieben - als Gratisservice für den Bürger, "um den Menschen die Scheu vor dem Mitfahren zu nehmen", wie Buske sagt.

Die Bedienung des Angebotes ist leicht und erfolgt nach Angaben des Einrichters über sichere Datenformulare. Diese liegen auf den Servern der Kommunalverwaltungen. "Das Bundesland NRW ist in 53 Gebietskörperschaften aufgeteilt", erklärt Martin Buske mit Blick auf Kreise und kreisfreie Städte, von denen sich bislang 35 dem Netzwerk angeschlossen haben - bis Ende des Jahres sollen es 40 sein. Als vorbildlich bei der Umsetzung gelten die Landeshauptstadt Düsseldorf, und Aachen - auch wenn der Internetnutzer dort ein wenig suchen muss, um das Angebot zu finden.

Apropos Partner: Nicht nur die Verwaltungen fahren ab aufs Pendlernetz, auch der FC Schalke 04 tut es. "Der Verein vermittelt Fahrgemeinschaften zur Arena "Auf Schalke", freut sich der Mann von der Mitfahrzentrale, der gern den Preisvergleich mit der Deutschen Bahn ins Spiel bringt: "Für eine Fahrt von Köln nach Berlin haben wir durchschnittliche Fahrpreise zwischen 92 und 98 Euro errechnet. In einer Fahrgemeinschaft kostet die Reise 22 Euro - bei nur zwei Mitfahrern." Und eine solche Rechnung ließe sich erst recht für jede regionale Tour aufmachen.

Bedarf in NRW Die Anbieter zählen in NRW pro Monat fast 70 000 Nutzer auf den entsprechenden Internetseiten, zum Start im Herbst 2002 waren es.

Bundesweit Martin Buske von der Mitfahrzentrale in Bonn: "Bundesweit nutzen bereits 85 000 Pendler das neue Netzwerk, Tendenz steigend." Zurzeit gelten in Deutschland mehr als 15 Millionen Menschen als "Berufs-Pendler". Seit August diesen Jahres funktioniert das Pendlernetzwerk nun auch bundesweit.