Perry Rhodan: Im Parallel-Universum

Auf den Tag genau seit 50 Jahren kämpft Perry Rhodan für intergalaktische Gerechtigkeit.

Berlin. Perry Rhodan wird 50. Wobei: Eigentlich lebt der Weltraumheld dank eines Zellaktivators schon mehr als 3000 Jahre. Am 8. September 1961, mitten im Kalten Krieg, erschien der erste Heftroman aus der Science-Fiction-Serie. Sie ist so deutsch wie Kuckucksuhren und Sauerkraut, wie eine liebevoll gemachte Doku zeigt, die „unseren Mann im All“ zum Jubiläum ins Kino bringt.

Mehr als 2600 Bände auf gut 150 000 Seiten sind geschrieben. Immer noch verkauft der Pabel-Moewig Verlag wöchentlich rund 80 000 Exemplare, dazu kommen eBooks und Hörbücher. Laut Chefredakteur Klaus N. Frick ist „PR“ die größte Sci-Fi-Serie der Welt, was den Umfang angeht. Allein im deutschsprachigen Raum ging sie über eine Milliarde Mal über den Ladentisch.

Schund? Von wegen. „Perry Rhodan“ sei ein „hochkomplexer Romankosmos“, erklärt Literaturkritiker Denis Scheck im Film. „Es ist so trivial wie „Die Odyssee“. Für neue Leser ist der Einstieg, etwa bei Heft 2610 („Die Entscheidung des Androiden“), keine leichte Mission.

„Frequenz-Monarchie“, „Kosmokratenbeauftragter“ „Zwergandroide“? Auf den ersten Seiten stellt sich Verwirrung ein — wie vor einem Periodensystem der Elemente ohne Chemielehrer. Doch die Heftreihe hat ihre Fans. „Seit ich vor fast 50 Jahren im Alter von zehn den ersten Roman in den Händen hielt, hat mich das Perry-Fieber gepackt und bis heute nicht losgelassen“, schwärmt ein Leser.

Erfunden wurde die Saga von Walter Ernsting und Karl-Herbert Scheer. Die Ausgangsidee: Perry Rhodan, Amerikaner und optisch ein Typ wie Harrison Ford, fliegt 1971 zum Mond, wo er außerirdischer Intelligenz begegnet, mit deren Technik er die Menschheit vereint.

Er kämpft fortan als „Terraner“ für Frieden und Ordnung im Weltraum. Perry reist zu fernen Galaxien und Kulturen, die die Autoren detailliert ausmalen. Die Geschichten sind geprägt vom Zeitgeist: Früher Kalter Krieg und Hippie-Ära, später Terror und Klimawandel.

Jungskram, möchte man meinen. Die Hefte, erklärt der Verlag, werden zu gut 80 Prozent von Männern gelesen, „meist in technischen Berufen, mit gehobenem Schulabschluss und im Schnitt zwischen 42 und 45 Jahre alt.“

Wobei man kein Technick-Freak sein muss. Autor Christoph Dittert gibt zu: „Mein technisches Verständnis ist gleich null.“ Chefredakteur Frick erklärt die Faszination der Saga mit „Heimatgefühl“ und immer neuen Geschichten. Er vergleicht es mit der „Lindenstraße“, — bei der man als Laie auch nichts verstehe. Die Zukunft der Serie sieht der 47-Jährige trotz des schwächelnden Medienmarkts „komplett gelassen“: Das Heftwerde seit 25 Jahren totgesagt. Er ist überzeugt, dass Downloads künftig mehr genutzt werden.