Physik-Nobelpreis für "Wundermaterial" Graphen
Stockholm (dpa) - Der Nobelpreis für Physik geht in diesemJahr an die Entdecker des „Wundermaterials“ Graphen. Der NiederländerAndre Geim und der britisch-russische Physiker Konstantin Novoselovteilen sich die höchste Auszeichnung für Physiker.
Das teilte dieKöniglich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag inStockholm mit. Graphen ist ähnlich aufgebaut wie eine Graphitmine imBleistift - nur sehr viel dünner. Die höchste Auszeichnung für Physikerist mit umgerechnet rund einer Million Euro (10 Millionen SchwedischenKronen) dotiert.
„Als der Anruf (vom Nobel-Komitee) kam, dachteich nur: Oh Shit, wie aufregend“, berichtete Geim nach der Zuerkennung.„Aber dann dachte ich mir, jetzt werde ich all die anderen schönenPreise nicht mehr bekommen.“ Andererseits sei der Nobelpreis, auf den er sehr stolz sei, gut für das Einkommen. „Mein Plan für heute ist, zurArbeit zu gehen und ein paar Aufsätze fertig zu machen.“ Anders alsandere Wissenschaftler werde er weiterforschen.
Graphen bestehtaus nur einer Lage von Kohlenstoffatomen. Ein Millimeter Graphit enthält drei Millionen Schichten Graphen. Geim und Novoselov haben entdeckt,dass Kohlenstoff in dieser dünnen Form außergewöhnliche Eigenschaftenhat, die aus der Quantenphysik herrühren, wie die Nobeljury schreibt.
„Wir wissen noch nicht, wofür Graphen wirklich anwendbar ist. Aber ichhoffe, dass es genauso unser Leben verändern kann wie Plastik“, sagteGeim der Nobelpreisstiftung am Telefon.
Geim (51) und Novoselov(36) sind beide in der Sowjetunion geboren und arbeiten derzeit an derbritischen Universität Manchester. Der Vizepräsident der russischenAkademie der Wissenschaften, Gennadi Mesjaz, reagierte auf dieEntscheidung der Nobeljury mit den Worten: „Ich bin entzückt. Dasrussische Genie kann sich auch in Manchester durchsetzen.“
Geimhatte bereits im Jahr 2000 zusammen mit dem Briten Michael Berry denIg-Nobelpreis erhalten, mit dem skurrile Forschungen geehrt werden. DerName ist ein Wortspiel mit dem englischen Ausdruck „ignoble“(schändlich, lächerlich). Sie hatten damals einen lebenden Frosch ineinem starken Magnetfeld schwerelos erscheinen lassen.
Am Montagwar der Medizin-Nobelpreis dem Briten Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung zugesprochen worden. Am Mittwoch werden die Träger des Chemie-Nobelpreises benannt. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, demTodestag des Preisstifters Alfred Nobel.