Piloten schlagen Alarm: Viele sitzen übermüdet im Cockpit
Nach einer Umfrage ist jeder dritte Pilot schon im Dienst eingeschlafen. Die Gewerkschaft beklagt Überlastung.
Düsseldorf. Übermüdete Piloten in Passagiermaschinen — nach Angaben der Vereinigung Cockpit (VC) ist das keine Seltenheit. Eine aktuelle Umfrage der Gewerkschaft unter etwa 2800 Piloten kommt zu Ergebnissen, die aufhorchen lassen: 88 Prozent der Teilnehmer berichten von Fällen, in denen sie sich direkt nach dem Dienst zu müde fühlten, um mit dem Auto nach Hause zu fahren.
Gut ein Drittel gibt zu, in den vergangenen drei Jahren schon mal im Cockpit eingenickt zu sein. Knapp die Hälfte von ihnen sagt, dies sei sogar mehrfach passiert. Und 93 Prozent der Befragten räumen ein, dass ihnen wegen Übermüdung schon einmal ein Fehler unterlaufen sei. VC-Sprecher Jörg Handwerg, selbst seit knapp 20 Jahren Pilot, sagt: „Die jetzigen Regelungen zur Flugdienstzeit sind in Teilen nicht sicher.“
Bis zu 14 Stunden dürfen die Piloten derzeit am Steuerknüppel sitzen, in Ausnahmefällen sogar maximal 15. Nach 14 Stunden Ruhezeit kann dann schon die nächste Schicht folgen — bei Kurzstreckenflügen schneller. Piloten sind somit oft 18 bis 20 Stunden am Stück wach.
Und einige dieser Grenzen drohen, so die Gewerkschaft, bei der anstehenden Neuregelung der Flugdienstzeiten in der EU zum Teil noch ausgeweitet zu werden. Handwerg: „Das führt zu noch mehr Belastungsspitzen.“ Das Sicherheitsniveau in der Luftfahrt drohe zu sinken.
Eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln kommt zu dem Schluss, dass bei mehr als zwölf Stunden Flugdienstzeit tagsüber und mehr als zehn Stunden nachts „die Grenzen der physischen und mentalen Belastbarkeit erreicht werden“. Derzeit dürfen Piloten nachts bis zu 11:45 Stunden fliegen.
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) verweist hingegen auf Untersuchungen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA), nach denen die aktuellen Regelungen sicher seien.