Polizei räumt Waldbesetzer-Camp - Aktivisten ketten sich fest
Baumhütten, Küche, Gemeinschaftsraum - das Bollwerk der Waldbesetzer gegen die Braunkohlebagger wirkte vergleichsweise zerbrechlich. Sieben Monate hielten sie durch, jetzt rückte die Polizei an und hatte es schwer.
Kerpen (dpa) - Mit einem Großaufgebot ist die Polizei gegen ein Waldbesetzer-Camp von Braunkohlegegnern vorgegangen. Rund 500 Beamte waren am Dienstag bei der Räumung am Tagebau Hambach bei Kerpen-Buir im Einsatz.
Von den geschätzten 21 Umweltaktivisten hatte die Polizei am Nachmittag zwölf in Gewahrsam genommen. Da sich die Umweltschützer in Baumhütten und am Boden festgekettet hatten, rechnete die Polizei mit einem Abschluss der Räumung erst in der Nacht. Die überwiegend jungen Leute protestierten mit dem Camp im Hambacher Forst gegen den „Klimakiller Braunkohle“.
Vor allem die Räumung der Baumhütten sei schwierig, sagte eine Polizeisprecherin. Die Polizei setzte Hubwagen ein. Speziell für Höheneinsätze ausgebildete Polizisten holten die Besetzer von den Baumhäusern herunter. „Es ist ein passiver Widerstand. Es gibt keine Gewalttätigkeit“, sagte die Sprecherin.
Die Umweltaktivisten hatten seit April ein Waldstück im Hambacher Forst besetzt. RWE Power will den gut 40 Quadratkilometer großen Wald für die Braunkohlegewinnung bis auf einen kleinen Rest abholzen. RWE Power werde das Gelände kurzfristig in Anspruch nehmen, sagte Unternehmenssprecher Manfred Lang. Das Unternehmen habe die Besetzung vorübergehend im Rahmen der freien Meinungsäußerung geduldet. Einer förmlichen Aufforderung, das Gelände zu räumen, seien die Aktivisten im Oktober nicht nachgekommen.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz solidarisierte sich mit den Aktivisten. Die Kampagne für den sofortigen Braunkohleausstieg „ausgeco2hlt“ kündigte Solidaritätsaktionen unter anderem in Köln, Essen, Hamburg und Berlin an.
Die Grüne Jugend verurteilte die Räumung „aufs Schärfste“. Die Klimaaktivisten hätten durch die Besetzung ein starkes Zeichen gegen die „zerstörenden Geschäftspraktiken von RWE gesetzt“. Die Verantwortung für die Umwelt müsse endlich ernst genommen werden, forderte die Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen.
Die Initiative „Bürger für Buir“ bedauerte die Räumung. „Das Camp hat uns den Rücken gestärkt im Kampf gegen das Voranschreiten der Braunkohle“, sagte Anke Grothus für die Initiative vor Ort. Es gebe jetzt niemanden mehr, der den Wald vor den Braunkohlebaggern schütze. Die Initiative hatte die Besetzer mit ganz praktischen Hilfen wie etwa Trinkwasser unterstützt.