Polizeipraktikant löst Mordfall nach 40 Jahren
Mit Hilfe eines DNA-Abgleichs wird der Täter schließlich überführt. Er hatte sein Opfer nach einem Zechgelage umgebracht.
Mörfelden-Walldorf. Rund 40 Jahre nach einem Mord in Südhessen hat die Polizei den Fall gelöst und den Täter ermittelt. Es ist nach Angaben des hessischen Landeskriminalamtes (LKA) die weltweit älteste Klärung einer Tat mit Hilfe eines DNA-Abgleichs.
Der Mann aus Thüringen soll im März 1972 einen 35-Jährigen im heutigen Mörfelden-Walldorf bei einem Zechgelage umgebracht haben. Der mutmaßliche Täter ist allerdings bereits tot. Er starb im vergangenen Januar im Alter von 72 Jahren. „Das ist natürlich mehr als ärgerlich, aber der Fall ist aufgeklärt. Wir können die Akte endlich schließen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Spaziergänger hatten die Leiche einen Tag nach der Bluttat entdeckt. Das Opfer aus Walldorf war schwer am Kopf verletzt, der Mörder hatte es zudem in den Hals gestochen. Die Ermittler fanden damals bereits heraus, dass beide Männer wohl einen Teil der Kleidung miteinander getauscht haben könnten, außerdem wurde das Messer gefunden. Dennoch: Die Spuren verloren sich, die Zeugen konnten keine Hinweise geben, schließlich landete der Fall im Archiv.
Dort wurde er Jahrzehnte später wieder hervorgeholt: „Kommissar Zufall war da hilfreich“, sagt Sebastian Zwiebel von der Darmstädter Staatsanwaltschaft. Denn turnusmäßig holen Beamte die Akten über alte und unaufgeklärte Verbrechen hervor, um sie mit neuen wissenschaftlichen Methoden vielleicht doch zu lösen.
„Ein Praktikant hat die Bände durchgeschaut und uns auf den Fall und die Beweise hingewiesen“, erzählt Zwiebel. Die Sache wurde der Rüsselsheimer Kriminalpolizei vorgelegt, die bat das Landeskriminalamt um Hilfe — und dort wurde man schließlich fündig bei der Untersuchung der damals am Tatort zurückgelassenen Kleidung des Mörders.
Denn der Täter war auch nach der Bluttat im sogenannten Schlichterwald straffällig geworden, unter anderem wegen Betrugs. „Die dadurch einliegenden Daten führten bei einem Abgleich mit dem DNA-Profil zum Erfolg der Ermittlungen“, sagte Rainer Müller, Sprecher des südhessischen Polizeipräsidiums. „Für uns ist der Ermittlungserfolg mal wieder ein klares Zeichen, dass Mord nicht verjährt.“
Für die Ermittler wird der DNA-Abgleich immer wieder zum verlässlichen Kollegen bei der Verbrecherjagd: Nach Angaben des Bundeskriminalamts konnten 104 000 Spuren einer Person zugeordnet und damit wohl Taten aufgeklärt werden. Der erste derartige Treffer gelang 1986: Ein Mann hatte zwei Schülerinnen ermordet.