Popularität von Carl Gustaf auf Tiefststand
Kopenhagen/Stockholm (dpa) - Da hilft auch fröhliches Posieren mit Eisenbahnermütze auf Bahnsteig 7 nicht mehr: Schwedens König Carl XVI. Gustaf absolviert derzeit zwar tapfer lächelnd royale Pflichttermine.
Ansonsten aber hat er angesichts der trostlosen Neuigkeiten zu seinen angeblichen Rotlicht-Aktivitäten wenig zu lachen.
Bei einer Umfrage sprachen sich jetzt 41 Prozent für die Abdankung des 65-Jährigen zugunsten von Kronprinzessin Victoria (33) aus. Mit 44 Prozent will ihn nur wenig mehr Schweden weiter auf dem Thron sehen. Dass ein Freund ihres König bestätigt, er habe versucht, einem kriminellen Nachtclubbetreiber möglicherweise „kompromittierende“ Fotos mit Carl Gustaf abzukaufen, passt für die Skandinavier ganz und gar nicht zum Wunschbild ihrer Königsfamilie.
Das bot vergangene Woche die Thronfolgerin mit Ehemann Prinz Daniel (37) beim viel bejubelten Deutschland-Besuch in München und Berlin. Zur selben Zeit floh Carl Gustaf zusammen mit Königin Silvia (67) im heimischen Schweden buchstäblich vor Öffentlichkeit - jedenfalls, wenn sie mit der Anwesenheit von Journalisten verbunden war.
Die sind auf Fragen an Carl Gustaf und seine Ehefrau eingestellt, auf die niemand gerne antworten möchte - aber auf die Staatsoberhäupter anderswo eben antworten müssen, wenn sie durch „unangenehme“ Fotos erpressbar sein könnten. Seit im vergangenen Jahr die Biografie „Der widerwillige Monarch“ mit Angaben über angebliche „Herrenabende“ mit dem König und bezahlten jungen Frauen Schlagzeilen gemacht hatte, halten sich Gerüchte über solche Fotos hartnäckig.
Noch mehr als die nächtlichen Aktivitäten ihres Regenten stört viele Schweden wohl, dass Carl Gustaf seit Veröffentlichung der Biografie entweder einfach geschwiegen oder die öffentliche Aufregung mit beiläufigen Bemerkungen abgetan hat. „Die Königin und ich haben beschlossen, ein neues Kapitel aufzuschlagen“, sagte er mal eben kurz nach der herbstlichen Elchjagd zu den Berichten über „Herrenabende“ und über seine Beziehung zur Ex-Popsängerin Camille Henemark („Army of Lovers“) in den 90er Jahren. Sprachs und verschwand wieder im Wald.
Als sein Freund, der reiche Geschäftsmann Anders Lettström, jetzt die auf Band aufgenommenen und im Rundfunk abgespielten Verhandlungen über den Kauf der angeblichen Sex-Fotos zugab, gab Carl Gustaf auch nur einen äußerst knappen Kommentar: Es sei gut, dass jemand die Verantwortung übernehme. Er selbst würde nie mit Kriminellen verhandeln. Das wars.
Wars das vielleicht auch für Königin Silvia? Zu einem offiziellen Termin erschien die gebürtige Heidelbergerin vergangene Woche ohne Ehering. Nein, das sei kein Statement, ließ sie Hofsprecher Bertil Ternert erklären, sie habe nur eine Schwellung am Ringfinger gehabt.
Der sozialdemokratische Chef des Verfassungsausschusses im Reichstag, Sven-Erik Österberg, findet die Reaktionen von Carl Gustaf unzeitgemäß und will den Hof per Gesetz zu stärkerer Rechenschaft zwingen. „Es ist doch ein großes Problem, dass niemand prüfen kann, was da passiert ist und niemand weiß, was wahr ist“, sagte er in „Aftonbladet“.