Portugiese eineinhalb Jahre unschuldig im Gefängnis
Lissabon. Ein Portugiese hat eineinhalb Jahre unschuldig hinter Gittern gesessen und will nun vom Staat und von der Kriminalpolizei eine Entschädigung von einer Million Euro verlangen.
Wie die portugiesische Zeitung "Diario de Noticias" am Mittwoch berichtete, hatte der 24-Jährige unter Verdacht gestanden, im September 2007 zusammen mit fünf anderen Tätern das Goldmuseum der Stadt Viana do Castelo ausgeraubt zu haben.
Im Laufe der Ermittlungen stellte sich die Unschuld des Mannes heraus. Der Prozess gegen die mutmaßlichen Räuber sollte am Mittwochabend beginnen.
"Ich bin mir darüber im Klaren, wie viel eine Million Euro ist, aber ich weiß auch, was es bedeutet, einen jungen Mann für eineinhalb Jahre in ein Hochsicherheitsgefängnis zu stecken. Die Polizeiinspektoren wollten sich beim Innenminister als Musterknaben präsentieren", sagte der Anwalt des 24-Jährigen, Miguel Brochado Teixeira, dem Blatt.
Dabei habe man praktisch von Anfang an gewusst, dass der junge Mann zum Zeitpunkt des Überfalls am 6. September 2007 mit seinem Mobiltelefon Gespräche in mehreren Kilometern Entfernung zum Tatort geführt habe. Der 24-Jährige, der im Mai dieses Jahres auf freien Fuß gesetzt wurde, habe in der Haft schlimmste Erfahrungen gemacht.
Der Überfall auf das Goldmuseum hatte die normalerweise ruhige 50 000-Einwohner-Stadt Viana do Castelo im Nordwesten Portugals geschockt. Es gab eine spektakuläre Verfolgungsjagd und eine lange Schießerei, bei der einer der mutmaßlichen Täter getötet und vier Menschen verletzt wurden.
Ein 74-jähriger Passant ist seither querschnittsgelähmt. Die Täter entkamen mit 750 000 Euro Beute - die inzwischen zum größten Teil sichergestellt wurde.