Prêt-à-Porter: Intime Shows, ein bisschen wie früher

Paris (dpa) - Heiß wird diskutiert bei der Pariser Fashion Week: Über Designerrücktritte, über Personalien und die Zukunft der Modenschauen. Dass die Branche an einem Scheideweg steht und ihr System gehörig überdenken muss, zeigt auch die Chanel-Show.

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Karl Lagerfeld verzichtete ausnahmsweise auf das große Spektakel und besinnt sich auf die Ursprünge. Darauf, wie Modenschauen einmal angefangen haben: als intime Präsentationen in den hauseigenen Ateliers.

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In diesem Sinne lässt Lagerfeld den Grand Palais in einen Salon verwandeln, dezent cremeweiß, mit hellem Teppichboden, Vorhängen und großen Spiegeln an den Wänden. Wie damals üblich laufen die Models durch Stuhlreihen direkt an den Gästen vorbei - mit der Ansage „front row only“ (nur erste Reihe), die auf der Chanel-Einladungskarte steht, hat Lagerfeld also Wort gehalten.

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Auch die Kollektion selbst hat das Flair alter Zeiten. Die Models tragen flache Hüte, die mit Riemen unter dem Kinn befestigt sind, riesige Perlenketten um den Hals und die traditionelle Kamelie, Lieblingsblume von Coco Chanel, als Brosche angesteckt. Trotzdem wirkt die Kollektion nicht aus der Zeit gefallen, dafür sorgen flache, sportive Stiefel oder Slipper mit kleinen, fast unsichtbaren Kitten-Heels. Auch die Kombination aus grellem Pink und Denim oder mit Nieten durchsetzte Strickkleider sehen frisch und modern aus.

Am Vorabend setzt schon Hedi Slimane mit seiner „Collection de Paris“ ein klares Zeichen. Glaubt man beständigen Gerüchten, könnte die Show seine letzte für Saint Laurent gewesen. Dabei ist es nicht einmal vier Jahre her, dass der ehemalige Dior-Homme-Designer das Haus komplett auf den Kopf stellte. Slimane ließ nicht nur das gesamte Designstudio von Paris nach Los Angeles ziehen, er entfernte auch den Vornamen des Gründers: „Yves Saint Laurent“ hieß von da an nur noch „Saint Laurent“. Skandal.

Auch der neue Glamour-Grunge-Look, den er dem Haus verpasste, wurde von der Presse kritisch beäugt: zu wenig innovativ und zu jung, hieß es. Aber Slimane ließ sich nicht beirren, und die Zahlen gaben ihm Recht: Dank seiner Teenager-Rockstar-Mode ist Saint Laurent heute erfolgreicher denn je. Doch nun könnte Schluss sein. Angeblich konnten sich Slimane und Kering-Präsident François-Henri Pinault vertraglich nicht einigen.

In intimer Runde, vor nur 150 Gästen, zeigt Slimane eine „Couture“-artige Kollektion aus 42 handgemachten Kreationen. Es gibt mit Federn besetzte Minikleider, kurze Smokingjacken über hautengen Pailletten-Overalls, riesige Drapierung und skulpturale Formen. Die gewaltigen, runden Schultern eines roten Pelzmantels sind so modelliert, dass es von hinten wie ein großes Herz aussieht.

Schultern stehen übertrieben spitz nach oben oder sind wie Flügel an die Seite drapiert, breite Gürtel in der Taille erinnern an die exaltierten 80er Jahre. Ein Abschied mit Grandezza oder einfach nur der Beginn einer neuen Couture-Linie? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Branche.

Neben all dem Durcheinander sorgen Häuser wie Hermès für Ruhe und Bestand. Nahtlos übernahm Nadège Vaneeh-Cybulski vor ein paar Saisons das Zepter von Christophe Lemaire und überzeugt seither mit einer eleganten, femininen Linie. Wie immer steckt das Besondere der Kollektion in den Details: delikate Stickereien auf Plisseeröcken, dezente Jacquardmuster und luxuriöse Materialien, Nerzoberteile, Kleider aus Kalbsleder. Große Carré-Tücher sind an feine Strickoberteile genäht und ergeben fließende Bustierkleider, die heruntergekrempelt auch als Röcke getragen werden.

Auch die schlichte Mode von Akris zeigt ihre Wirkung oft erst auf den zweiten Blick. Diesmal aber macht es sich der Schweizer Designer Albert Kriemler leicht und zeigt kräftig Farbe. Von monochromen Looks in knalligem Orange bis hin zu erdigen Aubergine- und Brauntönen zeigt er Rot in all seinen Facetten. Das Highlight ist ein zweifarbiges, reversibles Kaschmir-Cape - auf der einen Seite leuchtend Orangerot, auf der anderen tief Bordeaux.