Prinz Charles’ Öko-Image bröckelt

Der britische Thronfolger will eine Idylle zu Bauland machen.

London. Sanft geschwungene Bergweiden, alte Bauernkaten und glückliche Kühe - so mögen Engländer ihre Natur am liebsten. Doch ausgerechnet Prinz Charles, selbsternannter Schutzpatron der ländlichen Lebensweise, will jetzt Planierraupen durch die Dorfidylle schicken. Die Untertanen der Queen blasen bereits zur Rebellion.

Zoff um (Bau-)Sünden im Paradies: Die 700-Seelen-Gemeinde Newton Saint Loe nahe Bath wehrt sich gegen die Pläne des Thronfolgers, riesige Siedlungen auf den Wiesen und Hügeln des Umlandes hochzuziehen.

"Kaum zu glauben, dass Sie auch nur erwägen würden, diese wunderschöne Gegend zu zerstören", heißt es in einem Brandbrief an den Palast, "und dass Sie es gutheißen, dieses einzigartige, gut gedeihende Dorf zu einem Vorort von Bath zu degradieren."

Doch Prinz Charles könnte Millionen an den Bauten verdienen - und er muss es auch. Seinen royalen Lebensstil finanziert er hauptsächlich mit Profiten aus seinen Ländereien, und die Finanzkrise im Königreich hat auch sein Salär empfindlich geschmälert.

Der Stadtrat von Bath spuckt ebenfalls schon in die Hände, denn Baugrundstücke werden dringend gesucht. Bis 2016 müssen jährlich 240.000 neue Häuser entstehen, denn auf der Insel herrscht Wohnungsknappheit.

Allerdings haben die Mächtigen ihre Rechnung gemacht, ohne den berühmten Eigensinn der Untertanen ihrer Majestät zu bedenken. Die trommeln nun in der Presse zum Widerstand und werfen Charles Öko-Heuchelei vor.

Erst vergangene Woche hatte er sein grünes Mantra wiederholt, dass "die Natur Englands der größte Schatz der Nation" sei und kleine Bauern bei ihrem Kampf ums Überleben Unterstützung verdienten. Doch das Örtchen Newton Saint Loe müsste bei Charles’ Bauvorhaben nicht nur mit ansehen, wie Felder zubetoniert werden. Auch der Biobauernhof "Newton Farm", der die Grundschulkinder im Nachbarort versorgt, müsste der Planierraupe weichen.

"Der Prinz von Wales lässt uns im Stich", wettert Audrey Pawson wütend. Seit seiner Kindheit lebt der 87-Jährige in Newton Saint Loe und durfte nicht einmal eine Garage errichten: "Die Idee war immer, dass das Dorf-Flair durch nichts ruiniert werden sollte."

Tim Gray, Immobiliengutachter des Prinzen, hat den Bewohnern nun zugesichert, die Neubauten "stilvoll und CO2-neutral" zu errichten. Doch so leicht wird sich der Widerstand in der Provinz sicher nicht brechen lassen.