Prinz William auf heikler Mission in China
Peking (dpa) - Mit ungewöhnlich hohen Ehren hat Chinas kommunistische Führung den britischen Prinz William (32) in Peking hofiert.
Staats- und Parteichef Xi Jinping persönlich empfing den Zweiten der britischen Thronfolge am Montag, wobei die hohe Kunst des britischen Fußballs eine Rolle spielte: „China will von starken Teams in der Welt lernen, darunter auch Großbritannien“, gab das Staatsradio den Präsidenten wider. In der sportlichen Kooperation gebe es sehr nützliche Anläufe, sagte Xi Jinping, der selbst großer Fußballfan ist und Chinas enttäuschende Kicker endlich auch auf Weltniveau bringen möchte.
Der Royal überreichte Chinas Präsidenten eine Einladung der Queen zu einem Besuch nach England, der Xi Jinping noch in diesem Jahr nachkommen will. Trotz der Spannungen mit London über die Demonstrationen für mehr Demokratie in der früheren britischen Kronkolonie Hongkong, die heute als Sonderverwaltungsregion zu China gehört, beschrieb Xi Jinping die Beziehungen als „sehr gut“. Die „umfassende strategische Partnerschaft“ entwickele sich schnell.
Den hohen Empfang werteten britische Medien als bedeutenden „Sprung nach vorn“ in den Beziehungen. „Warmherziger William lässt Chinas "Wachsfiguren" schmelzen“, titelte die britische Nachrichtenagentur PA in Anlehnung an Äußerungen von Prinz Charles über die „alten Wachsfiguren“ in Peking, die ähnlich wie dessen Sympathien für die Autonomiebestrebungen der Tibeter die Beziehungen zwischen kommunistischer Führung und britischem Königshaus belastet hatten.
„Überwältigt“ zeigte sich der Prinz vom Besuch in der Verbotenen Stadt, dem Kaiserpalast im Herzen der Hauptstadt. „Es war phänomenal.“ Er könne verstehen, dass so viele Briten nach China reisten. „Man braucht fast ein ganzes Jahr, um alle historischen und kulturellen Dinge zu sehen.“ Der Prinz, der ohne seine schwangere Frau Kate (33) und Söhnchen George (1) reist, besuchte auch ein Restaurationsprojekt in der Altstadt und traf behinderte Kinder.
Die Hoffnung in London ist, dass der junge Prinz sein Land als modern freundlich präsentiert, diplomatische Konflikte und Peinlichkeiten vergessen macht - und damit britischen Firmen Türen öffnet. Hongkong steht nicht auf dem Reiseplan. Nach den prodemokratischen Protesten in der Ex-Kronkolonie hatten Chinas Behörden eine Abordnung des britischen Parlaments, die sich über die Lage in Hongkong informieren wollte, nicht einreisen lassen, was zusätzlich für Ärger sorgte.
Doch erwartet in Großbritannien kaum jemand, dass der in diplomatischen Missionen noch eher unerfahrene William das Thema ansprechen wird - ebenso wenig wie Menschenrechtsfragen.
Zweite Station seiner viertägigen China-Visite ist Shanghai, bevor William einen Ausflug zu freilebenden Elefanten in der südwestchinesischen Provinz Yunnan macht. William engagiert sich wie sein Vater seit Jahren für den Schutz von Tieren vor Wilderei. Seine Stiftung United for Wildlife etwa soll Tierschutzorganisationen unter einem Dach zusammenbringen, um ihnen eine stärkere Stimme zu geben.