Pro Familia warnt: Immer mehr Abtreibungen aus Angst um den Job

Mönchengladbach/Wuppertal. Immer mehr Frauen entscheiden sich aus Angst um den Arbeitsplatz für eine Abtreibung. "In rund 30 Prozent aller Schwangerschaftskonfliktberatungen in Nordrhein-Westfalen ist die berufliche Situation ein Thema", sagte Janina Horn-Tilke von der pro familia-Beratungsstelle in Mönchengladbach der Nachrichtenagentur dpa.

Das sind fast 4500 von insgesamt rund 12 600 Fällen.Die Sorge, Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen, sei vor allem in den vergangenen drei Jahren gewachsen. "Während der Beratungsgespräche merken wir, dass in wirtschaftlich unsicheren Zeiten die Angst der Schwangeren, arbeitslos zu werden, deutlich zunimmt", sagte Horn-Tilke. Das betreffe sowohl jüngere als auch ältere werdende Mütter.

Die Angst um den Job sei aktuell der meist genannte Grund für einen Schwangerschaftsabbruch. An zweiter Stelle stehen nach Angaben von Horn-Tilke gesundheitliche Bedenken. Probleme in der Beziehung oder innerhalb der Familie sowie die generelle wirtschaftliche und finanzielle Lage werden am dritt- beziehungsweise vierthäufigsten vorgetragen.

"Man muss dabei jedoch beachten, dass die Frauen stets mehrere Gründe für einen Schwangerschaftsabbruch äußern können", sagte Horn-Tilke. "Meist bedingen sich die Gründe gegenseitig."Doch nicht nur in den Schwangerschaftskonfliktberatungen würden Sorgen über die berufliche Situation laut.

Auch in 9500 der zusätzlich knapp 30 000 Beratungsgespräche mit Frauen komme das Thema auf: "Wir werden häufig nach Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung von Müttern und Familien sowie nach Betreuungsangeboten für Kinder gefragt", erläuterte Horn-Tilke.Generell sei es "erschreckend", sagte die Geschäftsführerin des pro familia-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, Rita Kühn, dass so viele Schwangere mit dem Gedanken spielten, eine Abtreibung vorzunehmen, um ihre Karriere nicht zu gefährden.

"Da muss man umdenken, was unternehmen", forderte sie in Wuppertal. Mit weiteren Hilfen für Mütter etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch mehr fördern. "Aber auch die Schulen könnten das Thema Lebensplanung im Unterricht intensiver aufgreifen", regt Kühn an.