Fall Manuel Charr Profiboxer niedergeschossen: „Die haben sich hochgeschaukelt“

Dem lebensgefährlichen Schuss auf den Kölner Profiboxer Manuel Charr ging ein Wortgefecht mit dem mutmaßlichen Schützen auf Facebook voran. Dann tauchte Charr in der Nähe der Wohnung des Mannes auf.

Foto: Rolf Vennenbernd

Essen (dpa) - Vor dem Anschlag auf den Kölner Profiboxer Manuel Charr (30) haben sich Opfer und mutmaßlicher Schütze im Internet gestritten. „Die haben sich da verbal hochgeschaukelt“, sagte Charrs Agent Peter Gleim am Donnerstag. Ein Essener Polizeisprecher bestätigte: „Es gibt eine Vorgeschichte im Netz.“ Charr war in der Nacht zum Mittwoch in einem Essener Döner-Imbiss in den Bauch geschossen worden.

Nach dem Anschlag war er sechs Stunden lang notoperiert worden. Mehrere innere Organe seien verletzt worden, sagte Gleim. „Er wird wohl längere Zeit ausfallen. Wir müssen den Heilungsprozess abwarten.“

Profiboxer Manuel Charr niedergeschossen
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Dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen gleichaltrigen Amateurboxer handeln soll, bestätigte die Polizei nicht. Charr war in der Nacht zum Mittwoch in der Nähe der Wohnung des Verdächtigen in Essen in dem Imbiss aufgetaucht. Dort fiel kurze Zeit später der Schuss. „Beide kannten sich“, sagten Ermittler.

Was Charr ausgerechnet dort zu suchen hatte, ob es sich um eine gezielte Provokation handelte, dazu äußerte sich die Polizei nicht. Im Umfeld des Boxers war dessen Auftauchen in Essen als bewusste „Ansage“ interpretiert worden.

Charrs Freund, der Rapper Kay One, hatte kurz vor der Tat ein Video des Boxers gepostet, der ihn beim Besuch einer Bar in Essen zeigt. „Manuel hatte mich gebeten das Video für ihn zu posten“, erklärte der Musiker später.

Die wenige hundert Meter vom Tatort entfernte Wohnung des Verdächtigen war Stunden später von einem Spezialeinsatzkommando gestürmt worden. Doch der blieb auch am Donnerstag verschwunden. Eine Mordkommission ermittelt.

Der Kölner Schwergewichtler hatte vor wenigen Tagen in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny einen Kampf gegen den Letten Mairis Briedis verloren. Nach einem Treffer ging er in der fünften Runde zu Boden und schien vorübergehend bewusstlos. Im Netz musste sich Charr, der als „Diamondboy“ in der Vergangenheit sehr selbstbewusst auftrat, daraufhin einigen Spott gefallen lassen.

Seine erste Niederlage in einem Profikampf hatte der Deutsch-Libanese am 8. Oktober 2012 in Moskau gegen den damaligen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko aus der Ukraine kassiert. Danach war er 2013 einem breiteren Publikum außerhalb der Boxsportgemeinde durch seinen TV-Auftritt bei „Promi Big Brother“ bekanntgeworden. Charrs Facebook-Seite hatten am Donnerstag fast 488 000 Menschen mit „Gefällt mir“ bewertet.