Protest gegen Löwentötung in Kopenhagen nimmt zu
Kopenhagen (dpa) - Das Töten von vier Löwen im Kopenhagener Zoo sorgt weiter für Furore: Rund 100 000 Menschen machen ihrem Ärger bei einer Online-Petition Luft. Deutsche Zoodirektoren kritisieren das Vorgehen der Dänen.
„Wenn man züchtet, muss man sich vorher überlegen, wo die Jungtiere bleiben können“, sagte der Frankfurter Zoo-Chef Manfred Niekisch. Im Internet schwoll der Wutsturm gegen den Kopenhagener Zoo weiter an. Der kritisierte Tierpark warnte hingegen vor einer Verniedlichung der Natur und warb für eine sachliche Debatte über die Löwen.
Der Zoo hatte am Montag zwei ausgewachsene Löwen und deren Junge eingeschläfert, um Platz für ein neues Zuchttier zu schaffen und Inzucht zu verhindern. Sechs Wochen zuvor hatte die Schlachtung von Giraffe Marius einen weltweiten Aufschrei im Netz verursacht. Marius war an die jetzt getöteten Löwen verfüttert worden.
Nach Ansicht des Frankfurter Zoo-Chefs Niekisch hätte die Tötung der Tiere wohl mit vorausschauender Planung vermieden werden können. Auch bei ihm würden Raubtier-Junge nach einer gewissen Zeit von den Eltern getrennt und anderswo untergebracht. „Wir haben bisher immer einen Platz gefunden“, sagte Niekisch.
Eine Sprecherin der Stuttgarter Wilhelma betonte, dass wegen drohender Inzucht oder zu starker Vermehrung keine Tiere getötet werden dürften. Es gebe Verhütungsmethoden, um die Fortpflanzung zu verhindern.
Der Verwaltungsdirektor des Kopenhagener Zoos, Steffen Stræde, lehnt Empfängnisverhütung bei seinen Löwen jedoch ab. „Es ist nicht vollständig erforscht, wie die Verhütung bei Löwen wirkt.“ Deshalb versuche man es meist mit einer Mischung aus Menschen- und Tier-Verhütung. Damit sterilisiere man die Tiere aber im schlimmsten Fall.
Deutsche Zoos töten nach Einschätzung des Verbands deutscher Zoodirektoren im europäischen Vergleich eher selten Tiere aus Zuchtgründen. „Dafür ist ausdrücklich ein „vernünftiger Grund“ nötig“, sagte Geschäftsführer Peter Dollinger. Das Vorgehen des Zoos in Kopenhagen hält Dollinger für prinzipiell nachvollziehbar. Allerdings bleibe zum Beispiel die Frage offen, warum sich die beiden Löwen noch paaren durften.
Im Internet sammelten sich immer mehr Gegner der Löwentötung. Am Donnerstagnachmittag hatten bereits mehr als 96 000 Menschen eine Protest-Petition unterzeichnet.
Stræde sieht dem Sturm der Entrüstung gelassen entgegen: „Wir erwarten nicht, dass es annähernd so heftig wird wie beim letzten Mal“, sagte er der Zeitung „Politiken“. „Aber wir nehmen den Sturm mit und denken, dass es eine wichtige Diskussion ist, die es sich zu führen lohnt.“