Oberlandesgericht Düsseldorf Prozess gegen Islamistenführer: Pierre Vogel trifft „engen Freund“ Sven Lau
Der islamistische Prediger sagt als Zeuge vor dem Oberlandesgericht aus, wo Lau wegen Unterstützung einer Terrormiliz angeklagt ist.
Düsseldorf. Er ist der bisher prominenteste Zeuge in dem seit September vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf laufenden Prozess gegen den Islamistenführer Sven Lau. Da sagt einer aus, der mindestens ebenso viel Prominenz in der Szene genießt, ebenfalls landauf, landab als islamistischer Prediger bekannt ist: Pierre Vogel. Doch nicht mit aufpeitschender Rede, sondern ganz freundlich kommt der 38-Jährige mit dem roten Bart daher. Ja, er wolle als Zeuge aussagen in dem Prozess gegen den hinter der Sicherheits-Glasscheibe sitzenden Lau, dem er bei Betreten des Gerichtssaals kurz zunickt und den er als seinen „engen Freund“ bezeichnet. Einer, von dem er glaube, dass er unschuldig sei.
Natürlich weiß Vogel, was Lau vorgeworfen wird — in seiner knapp einstündigen Vernehmung tut er alles, der Anklage kein Futter zu liefern. Die Bundesanwaltschaft hat den 36-jährigen Lau wegen Unterstützung der islamistischen Terrormiliz Jamwa angeklagt. Lau habe unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe die Terrorgruppe unterstützt. Er soll als Bindeglied zu Jamwa fungiert haben. Laut Anklage hat der Mönchengladbacher zwei Salafisten aus Deutschland mit Hilfe eines Schleusers in die Reihen von Jamwa gelotst.
2003 habe er Lau in einer Moschee in Mönchengladbach kennengelernt, erzählt Vogel, der seit Januar „Stütze vom Staat“ beziehe, im Übrigen „für eine Hilfsorganisation“ arbeite. Er erzählt davon, dass er bereits etwa 18 Mal Haddsch-Reisen, Pilgerreisen nach Mekka, organisiert habe. Mit Gruppen von jeweils 20 bis 100 Personen.
Richter Frank Schreiber ist vor allem an einer dieser Pilgerreisen im Jahr 2013 interessiert. Einer Reise, an der auch Ismail I. teilnahm, ein mittlerweile zu viereinhalb Jahren Haft verurteilter Islamist, der sich Jamwa in Syrien angeschlossen hatte. Ismail I. hatte Lau bereits belastet, dass dieser ihn in den Dschihad, den Heiligen Krieg, gebracht habe. Vogel sagt, an die Pilgerfahrt 2013 habe er keine besondere Erinnerung. Doch er bestätigt weder, dass Lau Ismail I., noch den „zum Kämpfen nach Syrien“ gegangenen Konrad S. nach Syrien geschleust habe. Konrad S. sei in Ägypten „von Tschetschenen angesprochen“ worden.
Vogel erzählt, dass seine humanitäre Hilfe für die von Syriens Machthaber Assad unterdrückten Menschen in der Lieferung von Medizin und Nahrungsmitteln bestehe. Dafür sammle er Gelder.
Richter Schreiber kommt auf Marko K. zu sprechen, einem in Syrien getöteten deutschen IS-Kämpfer. Ob Vogel denn glaube, Marko K. sei bei der Ausübung von humanitärer Hilfe in Syrien gestorben, fragt Schreiber. „Natürlich kann man bei humanitärer Hilfe sterben“, antwortet Vogel. Dass sein „enger Freund“ Sven Lau mit all dem zu tun hat, bestätigt er freilich nicht. „Nichts zu danken“, sagt er am Ende seiner Aussage in Richtung Richterbank. Für den 3. Mai ist er ein weiteres Mal als Zeuge geladen.