Prozess Islamist Vogel vor Gericht über Sven Lau: „Ein sehr guter Mensch“

Die zwei prominentesten Vertreter des Salafismus in Deutschland sehen sich in einem Gerichtssaal wieder: Sven Lau auf der Anklagebank, sein langjähriger Weggefährte Pierre Vogel im Zeugenstand.

Der angeklagte Salafistenprediger Sven Lau am Dienstag im Gerichtssaal in Düsseldorf.

Foto: Federico Gambarini

Düsseldorf. Die beiden bekanntesten deutschen Islamisten nicken sich freundlich zu, als Pierre Vogel am Dienstag den Saal im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts betritt. Der 38-jährige Vogel, Ex-Profiboxer aus Bergheim, erscheint als Zeuge. Auf der Anklagebank sitzt sein langjähriger Weggefährte Sven Lau.

Vogel ist sogleich bemüht, die Gerüchte über eine deutlich abgekühlte Männerfreundschaft zu zerstreuen. Sven Lau sei sein „sehr enger Freund“, bekennt der 38-Jährige und nimmt gleich vorweg, was von seiner Aussage zu erwarten ist: „Ich bin überzeugt davon, dass Herr Lau unschuldig ist. Ich glaube, dass er ein sehr guter Mensch ist.“

Der Terrorprozess gegen Sven Lau, den einstigen Feuerwehrmann aus Mönchengladbach, dauert bereits seit vergangenem September. Lau ist wegen Unterstützung der syrischen Terrorgruppe Jamwa angeklagt. Vogel wird ihn am Dienstag nicht belasten, ihn aber auch nicht entscheidend entlasten können.

Er kenne Lau bereits seit 14 Jahren, sagt Islamprediger Vogel - aus einer Moschee in Mönchengladbach. An eine gemeinsame Pilgerfahrt 2013 nach Mekka habe er keine besondere Erinnerung, er sei aber dabei gewesen. Auf jener Fahrt soll Lau - so die Anklage - den Weg von Ismael I. in den Dschihad angebahnt haben. Er könne sich das gar nicht vorstellen, sagt Vogel.

Auf Nachfragen des Gerichts räumt der Zeuge ein, noch mehr Islamisten, die später in den Reihen des Islamischen Staats und anderer Terrorgruppen auftauchten, persönlich zu kennen. Mit deren Weg in den Dschihad hätten Lau und er aber nichts zu tun - es ist die bekannte Verteidigungslinie.

So sei es zutreffend, dass der Islamist Konrad S. mit ihm und Lau nach Ägypten geflogen sei, sagte Vogel. Lau habe ihm mitgeteilt, dass Konrad S. von Tschetschenen angesprochen worden sei zu einer Zeit, als Lau nicht in Ägypten gewesen sei. Dass S. inzwischen zum Kommandeur der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) aufgestiegen sei, wisse er nur aus den Medien.

Er kenne auch Marko K., der - wie er selbst - aus Bergheim komme. „Der ist mit uns nach Rotterdam gefahren“, sagte Vogel. Ob der einstige Messdiener K. als IS-Kämpfer, oder beim humanitären Hilfseinsatz gestorben sei, das wisse er aber nicht. „Ich weiß nur, dass er gestorben ist“, sagt Vogel.

Es sei doch auffällig, dass Vogel und Lau während eines Islamisten-Prozesses in Stuttgart regelmäßig telefoniert und die Inhalte des Prozesses besprochen hätten, sagt der Vorsitzende Richter Frank Schreiber. „Wieso eigentlich?“

„Ich weiß nicht mehr genau, keine Ahnung“, sagt Vogel, der mit dieser Frage anscheinend nicht gerechnet hat. Dann schiebt er nach: „Wir hatten Angst, dass jemand gegen uns etwas erfindet, uns in die Falle lockt, Lügen erzählt.“

Dass aus ihrem Umfeld reihenweise Islamisten ab- und in Syrien wieder auftauchen, ist dem Verfassungsschutz seit vielen Jahren bekannt. Zumindest Lau glaubt die Bundesanwaltschaft nun nachweisen zu können, dass das kein Zufall war. Pierre Vogel alias „Abu Hamza“ kann den Saal mit seinem Anwalt als freier Mann verlassen, muss aber am 3. Mai als Zeuge wiederkommen.