Prozess gegen Knox beginnt - Zeuge beschuldigt US-Amerikanerin

Seit fast sechs Jahren beschäftigt der Mord an Meredith Kercher die italienische Justiz, jetzt beginnt ein weiteres Kapitel in dem Krimi. Amanda Knox und ihr Ex-Freund wurden verurteilt und wieder freigesprochen - jetzt stehen beide ein weiteres Mal vor Gericht.

Florenz (dpa). Ohne die Angeklagte Amanda Knox hat am Montag der erneute Prozess um den Mord an der britischen Studentin Meredith Kercher begonnen. Gemeinsam mit ihrem drei Jahre älteren Ex-Freund Raffaele Sollecito muss sich die 26-Jährige vor dem Berufungsgericht in Florenz für den Mord an der 21-jährigen Kercher im November 2007 in Perugia verantworten.

Sollecito erschien ebenfalls nicht vor Gericht, will aber möglicherweise später an dem Prozess teilnehmen. Es ist das vierte Mal, dass sich ein italienisches Gericht mit dem Fall beschäftigt: Knox und Sollecito wurden 2009 zunächst wegen Mordes zu langen Haftstrafen verurteilt und später freigesprochen, bevor das höchste italienische Gericht im März den Freispruch kippte.

Am Montag sagte ein zunächst von Knox Beschuldigter vor Gericht aus. „Sie ist schuldig, sonst hätte sie mich nicht verleumdet“, sagte der frühere Bar-Besitzer laut Nachrichtenagentur Ansa. „Sie wollte nicht bestraft werden und die Ermittlungen in die Irre führen.“

Neben Kercher sei er das zweite Opfer in dem Mordfall. Zudem wurde erwartet, dass die Richter am ersten Prozesstag möglicherweise neue DNA-Tests anordnen, da deren Zuverlässigkeit in den bisherigen Verfahren eine entscheidende Rolle spielte. Ein Urteil wird nicht vor Ende des Jahres erwartet - dagegen könnten beide Seiten jedoch erneut Berufung einlegen, weshalb bis zu einem endgültigen Abschluss des Falls noch Jahre vergehen könnten.

Der Mord an der Austauschstudentin erregte 2007 weltweit Aufsehen. Kercher war halbnackt und mit durchschnittener Kehle in ihrem Bett gefunden worden - unter Verdacht gerieten ihre Mitbewohnerin Knox, deren Ex-Freund Sollecito und ein weiterer Bekannter, der wegen Beihilfe zum Mord später zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde.

Während Knox kategorisch ausgeschlossen hat, für den Prozess nach Italien zurückzukehren, erschien der Vater von Sollecito vor Gericht. „Er ist sehr besorgt, ich bin zuversichtlich“, sagte er vor Beginn des Verfahrens über seinen Sohn, der nach seinen Angaben regelmäßig Kontakt zu Knox hat. Die Familie des Opfers Meredith Kercher nahm entgegen erster Ankündigungen ebenfalls zunächst nicht an dem Prozess teil, will aber möglicherweise später anreisen.