Landgericht Aachen Prozess um Ende einer Ehe - Frau im Streit um Hausmüll getötet

Beim Streit um nicht rausgebrachten Müll soll ein Mann seine Frau umgebracht haben. Sind ihm die Sicherungen durchgebrannt? Vor Gericht hatte der Ehemann keine Erklärung.

Der Angeklagte am Mittwoch bei der Verhandlung im Aachener Landgericht.

Der Angeklagte am Mittwoch bei der Verhandlung im Aachener Landgericht.

Foto: Ralf Roeger

Aachen. Das Paar hatte nur wenige Freunde, lebte schon fast isoliert. Aber wer es kannte, hielt die Beziehung für sehr harmonisch. „Die zwei hatten sich gesucht und gefunden“, sagt ein Freund aus frühen Schuljahren am Mittwoch vor dem Aachener Landgericht. Er habe innerlich den Hut vor dem Paar gezogen - wegen seiner Harmonie und Genügsamkeit. Seinen Freund kenne er „als ruhigen, seriösen Vertreter“. Doch jetzt ist die damals 51 Jahre alte Frau tot und ihr 54-jähriger Mann steht seit Mittwoch wegen Totschlags vor dem Aachener Landgericht.

Die Schilderungen des Angeklagten klingen dagegen so, als sei vieles Fassade gewesen - und als seien ihm an jenem Tag im August vergangenen Jahres die Sicherungen durchgebrannt. Das Paar war tags zuvor erst vom Urlaub an der Nordsee nach Aachen zurückgekehrt. Es hatte zu Mittag gegessen. „Die Stimmung war bis dahin normal“, berichtet der Mann, der rund 20 Jahre Hausmeister in einer Behörde war, vor Gericht.

Sie spült, er sitzt vor dem Fernseher, bis sie kommt und ihrem Ärger Luft macht: Er hat den Müll nicht rausgebracht. Nach seiner Schilderung gibt es Streit - auch über den Urlaub. Er fühlt sich gekränkt. Sie schlägt ihn und schreit. Bei der Rangelei geht sie zu Boden, er setzt sich auf sie.

Dann hält er seiner Frau den Mund zu und geht ihr an die Kehle: „Ich habe mit beiden Händen zugedrückt, bis sie sich nicht mehr wehrte“, lässt der Angeklagte seinen Anwalt vorlesen. Er könne nicht sagen, warum er seine Frau umgebracht habe. Laut Anklage sind mehrere Rippen der Frau gebrochen, außerdem hatte sie viele Blutergüsse am Körper.

Über das Wochenende hatten sie früher immer mal eine Städtereise gemacht, auch ins niederländische Maastricht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln. An Tatabend soll der Mann laut Anklage die Leiche in einen großen Koffer gepackt, und weil der nicht ganz zuging, mit Klebeband umwickelt haben. Er ordert ein Taxi und fährt mit der Leiche im Koffer nach Maastricht.

Der Taxifahrer schätzt den Angeklagten für 65 Jahre oder älter und hilft ihm beim Ein- und Ausladen. Tatsächlich ist der Angeklagte 54 Jahre alt. Er sammelt Autogrammkarten, Briefmarken und Münzen. In einem Karnevalsverein war er aktiv, schränkte aber seine Auftritte in der Session ein, weil seine Frau „rumpampte“, wenn er zu viel unterwegs war.

Sie arbeitete als Hausangestellte in einem Privathaushalt. Zuhause habe sie auf ihn gewartet, um ihren Stress und ihre Unzufriedenheit bei ihm abzuladen, erzählt der Mann. Das sei mehr und mehr zur Belastung für die Beziehung geworden. Immer wieder habe es Streitereien gegeben, einige Male sei er handgreiflich geworden, gesteht er. „In den letzten zwei Jahren war die Ehe eintönig geworden.“

Als die Leiche im Koffer in der Maas versenkt war, rief er am Arbeitsplatz seiner Frau an, wie eine Kollegin vor Gericht erzählt. Angeblich hatte die Ehefrau zwei Koffer gepackt, 4000 Euro genommen und ihn verlassen. Tage später tauchte ein großer Koffer an der Wasseroberfläche der Maas auf. Darin fanden Feuerwehrleute die Leiche der 51 Jahre alten Frau.