Prozess und Berufsverbot für Jacksons Arzt
Los Angeles/New York (dpa) - Michael Jacksons Leibarzt wird wegen fahrlässiger Tötung der Prozess gemacht. Die Beweislast gegen den Kardiologen Dr. Conrad Murray rechtfertigt nach Meinung eines Richters in Los Angeles das Verfahren.
Michael Pastor ordnete zum Abschluss einer sechstägigen Anhörung am späten Dienstag auch ein sofortiges Berufsverbot für den 57-jährigen Herzspezialisten in Kalifornien an.
Der nächste Gerichtstermin wurde nach Angaben der „Los Angeles Times“ für den 25. Januar festgesetzt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mediziner bis zu vier Jahre Haft. Jackson war am 25. Juni 2009 an einer Überdosis des Narkosemittels Propofol gestorben. Bei der Anhörung meldeten sich über 20 Zeugen zu Wort. Ein Apotheker sagte aus, Murray habe bei ihm große Mengen des Narkosemittels bestellt, das gewöhnlich nur bei Operationen zum Einsatz kommt.
Der Gerichtsmediziner Christopher Rogers hielt Murray ärztliche Fehler und die Verletzung seiner Sorgfaltspflicht vor. Der Popstar sei gesund gewesen und an den Folgen „unterdurchschnittlicher“ ärztlicher Betreuung gestorben, zitierte das Blatt den Zeugen. Der 50 Jahre alte Jackson litt demnach lediglich an chronischer Schlaflosigkeit.
Die Anklage warf Murray vor, er habe durch die Verabreichung vieler Schlaf- und Narkosemittel den Tod des Sängers fahrlässig herbeigeführt. Jacksons Leibwächter sagte vor Gericht aus, Murray habe, als der Sänger schon ins Koma gefallen war, zunächst die Ampullen beiseitegeschafft und erst danach den Notarzt rufen lassen.
Murray hatte im Februar 2010 offiziell erklärt, er sei „nicht schuldig“ an Jacksons Tod. Er gibt zu, dem Sänger kurz vor dessen Tod erst Beruhigungspillen gegeben und dann das Narkosemittel gespritzt zu haben. Laut Murray war die Dosis aber viel zu niedrig, um einen Herzstillstand hervorzurufen.
Murray, der seinen Beruf auch nach der Anklage zunächst weiter ausüben durfte, muss nun die Arbeit in Kalifornien einstellen. Das Gericht entzog ihm mit sofortiger Wirkung seine Lizenz. Richter Pastor ordnete außerdem an, dass die beiden anderen Staaten Texas und Nevada, in denen Murray noch Patienten behandelt, von dem Berufsverbot in Kalifornien umgehend unterrichtet werden.
Murray war im Mai 2009 von Jackson als Leibarzt eingestellt worden. Der Sänger soll selbst darauf gepocht haben, dass der Mediziner ihn vor und während seiner von Juli an geplanten Konzertreihe in London betreuen würde. Murray hatte Steuerschulden und stand wegen ausstehender Unterhaltszahlungen für seine unehelichen Kinder mehrfach vor Gericht. Er bezog als Jacksons Leibarzt angeblich ein Gehalt von 150 000 Dollar pro Monat.