Bahn Pünktliche Jungfernfahrt im Briten-Express

Seit Sonntag sind die Rhein-Wupper-Bahn und der Rhein-Münsterland-Express im Einsatz. Die Premiere der neuen Züge ist geglückt.

Foto: Daniela Tobias, dpa

Solingen. Deutlich und ruhig kommt die Ansage durch den Bahnhofslautsprecher: „Auf Gleis 1 hat Einfahrt der Regionalexpress nach Krefeld über Opladen, Köln und Dormagen. Vorsicht an der Bahnsteigkante!“ Gut 40 Menschen greifen Koffer und Taschen, gehen ein paar Schritte nach vorne und drehen die Köpfe erwartungsvoll nach links. Dahin, wo das Scheinwerferdreieck des heranrollenden Zuges sichtbar wird. Der Zug sieht nicht aus wie gewohnt: Seit Sonntag sind 35 Wagen des britischen Bahnbetreibers National Express Rail fahrplanmäßig als RE 7 und RB 48 im Einsatz.

Foto: Daniela Tobias, dpa

„Abfahrt: 12.15 Uhr“ zeigt die digitale Tafel an. Jetzt ist es 12.13 Uhr. Leise nähert sich die blau-weiße, zehnteilige Wagenschlange, mit leichtem Surren öffnen sich die Schiebetüren. Wie von Geisterhand klappen sich die Stufen der Einstiege aus, über die sich Paare, Familien mit Kindern und Reisegrüppchen ins Innere der brandneuen Züge schieben, in denen schon viele Sitze belegt sind. Einladend und bequem sehen sie aus mit ihren blauen, kleingemusterten Bezügen und den Armlehnen in Holzoptik. Durchgehen und einen Platz suchen, heißt die Devise, während der Zug des Typs „Talent 2“ mit dezentem Summen anfährt.

Abfahrt: 12.15 Uhr. Pünktlich auf die Sekunde. „Hier ist aber echt viel Platz“, ist der Tenor des Trüppchens aus Zugestiegenen, das sich auf den Weg durch die Wagen macht. Im hintersten Wagen ist sogar noch Auswahl möglich: Eva und Lisa reservieren blitzschnell eine Vierer-Sitzgruppe für sich und ihre Eltern.

Zum Kölner Weihnachtsmarkt wollen sie, erzählen die beiden Schülerinnen fröhlich. „Dafür treffen wir uns gleich mit anderen Freunden am Kölner Bahnhof.“ Dass sie den ersten Fahrtag der neuen britischen Züge auf der Strecke erwischt haben, sei Zufall. „Aber cool ist es schon. Hier riecht‘s irgendwie noch so neu“, sagt Lisa. Eva dagegen trauert den alten Doppelstockzügen ein bisschen nach. „Ich bin so gerne die Treppe rauf und hab von oben rausgeschaut“, sagt die Zehnjährige.

Vater Markus Schneider lobt das gute Info-System: Sowohl die nächsten Bahnhöfe, als auch die Ausstiegsseite erscheinen auf allseits einsehbaren Monitoren. Zusätzlich geben Laufbänder an der Decke aktuelle Informationen. „Und die Lautsprecherdurchsagen sind gut zu verstehen“, ergänzt seine Frau.

Inzwischen lässt ein rotes Signal bei Leichlingen den Zug lange halten. Doch schnell ist die minimale Verspätung wieder ausgeglichen. „Der hat aber Speed drauf“, sagt Lisa beeindruckt. Auch im Kölner Hauptbahnhof muss niemand auf den National Express warten.

Ob es dabei auch im Alltag bleibt? Vor der Übernahme der Linie hatte National-Express Rail-Geschäftsführer Wolfgang Schuster darauf hingewiesen, dass „wir ja nicht alleine auf der Schiene unterwegs sind, sondern mit Wettbewerbern und dem Güterverkehr“.

Auch eine Gruppe Borussia-Dortmund-Fans staunt über die neuen Züge: „Uih, ist das Parkettboden?“, fragt ein Schal-Träger. „Und dann diese Beinfreiheit — so viel Platz gab’s bei der Bahn nicht!“ „Na klar“, meint sein Gegenüber grinsend: „Die Briten messen ja auch in Fuß und nicht in Zentimetern.“

Nicht nur der großzügige Abstand zwischen den Sitzen fällt positiv auf: Auch Kinderwagen, Fahrräder und Rollstühle können in dem dafür vorgesehenen Wagen problemlos abgestellt werden. Bahnfahren auf britische Art macht Spaß.

nationalexpress.de