Radio-Sammler: Verliebt in die Röhre
Ein 61-jähriger sammelt seit Kindheitstagen alte Radios – und hat jetzt die vermutlich größte Sammlung der Welt.
Bad Laasphe. Hans Neckers Schultüte war aus braunem Holz, machte Musik und steht heute in seinem Museum. Als er im Sommer 1952 seinen ersten Schultag hinter sich hatte, wartete zuhause ein gebrauchtes Radio anstelle der üblichen Leckereien-Tüte auf ihn: Typ 553 A "Sierra" von 1938 mit Kurz-, Mittel- und Langwelle und acht programmierbaren Stationstasten. Der Beginn einer magazinfüllenden Leidenschaft. Denn seitdem sammelt Necker alte Radios. Inzwischen hat weltweit wohl keiner mehr als er.
3500 Stück sind es mittlerweile, 1000 davon öffentlich zu bestaunen in seinem "Internationalen Radiomuseum" in Bad Laasphe in Südwestfalen. "Nur Röhrentechnik", sagt der 61-Jährige. Sein Ehrgeiz, mit eigenem Geld und weitgehend im Alleingang einen möglichst lückenlosen "Abriss der Rundfunkgeräte-Entwicklung" aufzubauen, brachte ihm bereits einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde ein.
Das Museum ist in einem ehemaligen Gymnasium untergebracht. Technik-Liebhabern läuft beim Gang durch die Regalreihen ein ehrfurchtsvoller Schauer über den Rücken. In fünf oder sechs Etagen stehen die Geräte nebeneinander. Einige besonders wertvolle thronen hinter Glas. Alle sind sorgfältig registriert und mit erklärenden Etiketten versehen. Eines der ersten Autoradios der Firma Telefunken aus dem Jahr 1939 gibt es da. Teure 325 Reichsmark kostete es damals. Oder ein TeKaDe "Orlando" von 1937 für 155 Reichsmark. "Ein Radio war früher ein extrem teurer Gegenstand", sagt Necker. "In den 20er Jahren war es fast unbezahlbar für Otto Normalverbraucher - es kostete fast ein Monatsgehalt."
Entsprechend stolz waren die Besitzer auf ihr Gerät. Necker erzählt, wie sein Onkel Mitte der 50er auf einer Adventsgrußkarte verkündete: "Wir haben uns zu Weihnachten eine Nordmende ’Carmen’ geleistet." Necker: "Bis zu seinem Tod in den 90ern hat er es benutzt. Es hat ihn sein Leben lang begleitet."
Klar, dass Necker dieses Gerät später in seine Sammlung aufnahm. Es funktioniert noch genauso wie überhaupt rund 95 Prozent aller Geräte, sagt Necker. Selbstverständlich repariert er alles selbst. Am meisten sei ihm daran gelegen, dass die Sammlung später in seinem Sinne weitergeführt werde.
Adresse Das Internationale Radiomuseum liegt in Bad Laasphe, Bahnhofstraße 33, 57334 Bad Laasphe
Öffnungszeiten Samstags und sonntags von 14.30 bis 17 Uhr; zwischen 1. März und 31. Oktober auch dienstags und donnerstags von 14.30 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen 2 Euro, Kinder 1,50 Euro.