Randy Newman: Der schelmische Liedermacher

Randy Newmans Texte sind voll von versteckter Ironie und Sarkasmus. Am Donnerstag wird der Musiker 70 Jahre alt.

New York. 15 Mal war Randy Newman für einen Oscar nominiert, doch der Musiker ging immer leer aus.

Erst beim 16. Mal klappte es. „Ich dachte, wenn ich lange genug dabei bleibe, werde ich ihn irgendwann schon kriegen. Die müssen schließlich auch Mitleid mit mir haben“, sagte er hinterher.

Das war ganz Newman: Witzig, (selbst)ironisch, ein Wortspielakrobat. Randy Newman hat ein schlechtes Gehör und eine höchstens mittelmäßige Gesangsstimme.

Und doch biegt sich sein Kaminsims unter Auszeichnungen. Am Donnerstag wird Newman 70 Jahre alt.

Er hatte gar keine andere Wahl, als Musiker zu werden. Der Vater, eigentlich Arzt, spielte Klarinette in der Band von Benny Goodman, zwei seiner Onkel waren erfolgreiche Filmmusikkomponisten. Da lernt auch der kleine Randall ein Instrument, das Klavier.

Mit 15 schrieb er seinen ersten Song. Mit Anfang 30 war er ein erfolgreicher Musiker, der Platten aufnahm, in die Charts kam und dessen Musik nicht nur Filme untermalte, sondern zum Beispiel auch die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984.

Der Titel hieß „I Love L. A.“, aber vorher hatte er Erfolg mit „It’s Money That I Love“. Das ist so sarkastisch gemeint, wie es klingt. Newman ist der Meister dieser Kunstrichtung. Bei ihm muss man schon genau hinhören.

Nicht nur, weil er auch gern nuschelt wie sein großer Fan Herbert Grönemeyer, sondern vor allem, weil Newman mit Worten spielt, überspitzt und voller Hohn und Sarkasmus Missstände kritisiert. Das wird nicht immer verstanden.

„Short People“ etwa war der satirisch verkleidete Ruf nach mehr Respekt für kleine Menschen. Aber gerade von denen kam Kritik, weil viele die Ironie nicht verstanden. Über Rockveteranen machte er sich mit „Ich bin tot (weiß es aber noch nicht)“ lustig. Sein Song „A Few Words In Defense of Our Country“ klingt zwar wie ein patriotischer Countrysong.

Spätestens bei den Worten, die USA seien doch gar nicht so schlimm, die spanische Inquisition („und die hat einige Leute wirklich in unangenehme Situationen gebracht“) sei schließlich viel schlimmer gewesen, sollte jedoch jeder den Sarkasmus verstehen. Was trotzdem nicht immer klappt.

Die andere Seite des Randy Newman sind fröhliche oder nachdenkliche Filmmusiken, etwa für die Animationsfilme „Toy Story“ und „Monster AG“. Dafür bekam er die zwei Oscars, dafür lieben ihn die Menschen, denn auf „Wenn ich Dich nicht hätte“ oder „Du hast’n Freund in mir“ kann sich jeder einigen. Die deutschen Songs sang Klaus Lage — ein weiterer Randy-Newman-Fan.

Newman ist seit 2001 in der „Ruhmeshalle der Liedermacher“ und seit April auch in der „Rock and Roll Hall of Fame“ zu finden. Und das, obwohl ihm eigentlich eine wichtige Eigenschaft fehlt: „Für einen Musiker habe ich einfach kein besonders gutes Gehör“, sagte er einmal.

Ohne Noten falle es ihm schwer, Musikstücke zu begleiten, weil er nicht präzise die Töne treffe. Von den Versagensängsten träume er sogar, nämlich dass er von wütenden Zuschauern gejagt werde: „Eine ganze Horde rannte hinter mir die Straße hinunter, weil ich die Akkordwechsel nicht kannte.“