Raubmord in WM-Nacht: Fahnder fassen jungen Soldaten
Bad Reichenhall (dpa) - Ein Bundeswehrsoldat soll in Bayern einen Rentner ermordet und eine junge Frau schwer verletzt haben. Gut drei Wochen nach den Verbrechen in der Nacht des Fußball-WM-Finales ist der Verdächtige in Norwegen gefasst worden, wie die Ermittler am Mittwoch bekanntgaben.
Die Justizbehörden bereiten die Auslieferung des 20-Jährigen vor, gegen den Haftbefehl wegen Mordes und Mordversuchs besteht.
Die Taten am 14. Juli hatten die Bevölkerung in Bad Reichenhall in Angst und Schrecken versetzt. Ein Unbekannter hatte zunächst einen 72-Jährigen auf der Straße ermordet und kurz darauf eine 17-Jährige auf dem Nachhauseweg überfallen - nur wenige Meter von ihrem Elternhaus entfernt. Beide Opfer wurden ausgeraubt. Die Auszubildende erlitt schwere Schnittverletzungen und lag tagelang auf der Intensivstation einer Klinik.
Auf die Spur des Tatverdächtigen kam die Polizei auch dank Hinweisen aus der Bundeswehr. Kameraden des 20-Jährigen aus der Hochstaufen-Kaserne in dem Kurort nahe der österreichischen Grenze hätten „Wahrnehmungen gemacht“, sagte der Leiter der Mordkommission, Hans-Peter Butz. Zudem werde die Tatwaffe, ein Kampfmesser mit 18 Zentimeter langer Klinge, bei der Bundeswehr verwendet.
Bei einer Durchsuchung von Spind und Wohnstube des Soldaten wurde eine Messerscheide entdeckt, in die die Tatwaffe passt. Das Messer selbst war bereits vor einer Woche in einem Gebüsch sichergestellt worden. Außerdem fanden die Ermittler bei der Durchsuchung an Kleidungsstücken des 20-Jährigen Blutspuren beider Opfer.
Der seit 2013 in Bad Reichenhall stationierte Soldat - er stammt aus Morbach in Rheinland-Pfalz - war von der 60-köpfigen Mordkommission „14. Juli“ am Wochenende als mutmaßlicher Täter ermittelt worden. Zuvor hatte die Kripo mehrere Rückschläge verkraften müssen. Zwei Verdächtige kamen in Untersuchungshaft, es stellte sich aber heraus, dass sie mit den Taten nichts zu tun haben.
Der Durchbruch kam erst am Wochenende. Nach Hinweisen auch aus der Bundeswehr stieß die Polizei auf die Spur des jungen Soldaten. Der Soldat war nach der Mordnacht für einige Tage nach Hammelburg in Unterfranken abkommandiert worden. Am 18. Juli, so rekonstruierte es die Polizei, fuhr er mit dem Zug in seinen Heimatort Morbach. Dort verlor sich seine Spur vier Tage später. Am 22. Juli flog der Obergefreite von Frankfurt am Main nach Norwegen.
Am Dienstag schnappte die Falle zu. „Die gute Zusammenarbeit der bayerischen und norwegischen Behörden sowie das beherzte Auftreten einer norwegischen Polizeistreife führten noch am Dienstagabend zur Festnahme des Gesuchten“, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd erleichtert mit. Der 20-Jährige gab sich als der Gesuchte zu erkennen und ließ sich widerstandslos festnehmen.