Real wegen Wehrmachts-Fanartikeln in der Kritik
Weil sie fragwürdige Wehrmachtsandenken im Internet verkauft, steht die Einzelhandelskette Real in der Kritik. Ein Grünen-Politiker hat bereits Strafanzeige wegen Volksverhetzung angekündigt.
Düsseldorf. Die Einzelhandelskette Real steht in der Kritik. Der Grund: Im Online-Shop bietet das Unternehmen fragwürdige Wehrmachts-Fanartikel zum Kauf an. Darunter ein Tropenhelm des Afrika Korps, ein Kalender mit farbigen Propagandafotos der Wehrmacht oder ein "Feldkochbuch für behelfsmäßiges Kochen und Backen in den Kolonien" . Viele Nutzer im Netz zeigen sich empört.
Nach Angaben des Online-Portals "Der Westen.de" hatte ein Internetnutzer am Donnerstag über den Kurznachrichtendienst Twitter die Produkte öffentlich angeprangert. Als am Wochenende auch Jan Böhmermann auf das Angebot der Handelskette aufmerksam machte,nahm der Proteststurm Fahrt auf.
Zwar sind die angebotenen Militaria-Artikel in Deutschland nicht verboten - mitunter sind die Produkttexte aber höchst fragwürdig. So lautet der Teaser zu einem Totenkopf-Bügelbild wörtlich: „Auch nach dem Tod kämpft dieser Schädel noch für die Ideale des ,Dritten Reichs’, wobei er immer noch einen Helm der Wehrmacht in den Farben von Deutschland trägt. Mit diesem Aufnäher können Sie deutlich machen, dass Ihnen einige Ideen aus dieser Zeit auch heute noch gefallen.” Der Grüne Lokalpolitiker Sebastian Hansen aus Bayern kündigte auf Twitter bereits an, in dieser Sache Strafanzeige wegen Volksverhetzung zu stellen.
Real stellt Händlern Plattform für Wehrmachts-Fanartikel zur Verfügung
Interessant ist: Real verkauft die umstrittenen Produkte nicht direkt, sondern stellt seinen Online-Shop seit Februar 2017 auch Drittanbietern zur Verfügung. Ähnlich wie bei Amazon oder Ebay erweitern die Handelspartner so die Produktpalette der digitalen Plattform. Aktuell soll der digitale Marktplatz von Real rund zwölf Millionen Artikel umfassen - mehrere tausend Händler sind beteiligt.
Der Verkauf von Wehrmachtsdevotionalien ist übrigens nicht der erste Fauxpas, den sich Real geleistet hat. Im September zeigten sich viele Deutsch-Türken empört, weil im Online-Shop Produkte mit der Flagge Kurdistans verkauft wurden. Im selben Monat erhielt die Real-Niederlassung Mönchengladbach Drohungen und Beschwerden gläubiger Muslime, weil im Internet Badezimmermöbel mit Moschee-Motiven auftauchten. In beiden Fällen nahm die Handelskette die entsprechenden Produkte aus dem Verkauf.
Auch jetzt reagierte die Löschabteilung schnell. Einige Artikel, wie der Tropenhelm sind auf der Seite von Real.de mittlerweile nicht mehr zu finden. Am Montag bat Real wegen der Geschehnisse in einer Pressemitteilung um Entschuldigung. Zudem distanzierte sich das Unternehmen von den kritisierten Angeboten seiner Handelspartner und kündigte an, diese und ähnliche Produkte aus dem Sortiment zu entfernen. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte ein Real-Sprecher, dass die Angebote der Drittanbieter durch die Sicherheitsmechanismen "durchgerutscht" seien. Die fragwürdigen Produkte waren seit Anfang Dezember verfügbar.