Reiben und schwitzen - Was empfindlichen Stoffen schadet

Ravensburg (dpa/tmn) - Über die Stoffe, die wir täglich am Körper tragen, wissen wir häufig nur wenig. Das rächt sich nicht nur bei der Wäsche - etwa wenn Wolle verfilzt. Seide braucht man nur falsch anzuziehen und sie verfärbt sich.

Die alten Römer mussten für ein Kilogramm Seide ein Kilo Gold bezahlen. Noch heute gilt Seide als eine der hochwertigsten Fasern. Das Material ist sehr funktional: „Seide ist die Faser, die am meisten Feuchtigkeit aufnehmen kann: Auch bei einer Feuchtigkeitsaufnahme von 30 Prozent ihres Eigengewichts fühlt sie sich noch angenehm trocken an“, sagt Walter Marx, Textilchemiker und Dozent an der Hochschule Reutlingen. Trotzdem bleibt manches Teil auf der Strecke - es wird falsch gepflegt.

Viele wissen nur wenig über die Stoffe, die sie tagtäglich am Körper tragen. Das rächt sich beim Waschen und Pflegen. Dann geht etwa Seide schnell kaputt - sie bekommen Wasserflecken, wenn man sie beim Bügeln besprüht, erläutert Marx. Der Textilchemiker empfiehlt das Material in feuchtem Zustand zu bügeln. Falls es schon trocken sind, rät Marx, es mit einem feuchten Tuch bedeckt zu bügeln. Und selbst nur das Tragen am Körper macht Seide zu schaffen: Schweiß verfärbt sie irreversibel, erklärt Marx. Am besten sei es, etwas darunter zu ziehen oder Schweißblätter zu tragen, rät Hannelore Eberle, Autorin zahlreicher Textilfachbücher.

„Baumwolle ist eine sehr pflegeleichte, strapazierfähige und hautfreundliche Naturfaser“, sagt Eberle. Aber auch diese Naturfaser hat ihre Tücken: „Baumwolle ist nichts für Bügelfaule, denn sie knittert sehr leicht“, sagt die Textilexpertin. Außerdem laufe sie leicht ein und trockne langsam. Eberle empfiehlt, Kleidungsstücke zu kaufen, die aus Baumwolle und zu einem kleinen Anteil aus synthetischen Fasern wie Polyester oder Polyacryl bestehen.

Eine der beliebtesten und teuersten Wollen ist Kaschmir. „Die Naturfaser ist sehr angenehm zu tragen und besticht durch eine sehr edle Optik“, sagt Ute Schäfer, Bekleidungstechnikerin und Dozentin für Textiltechnologie. Kaschmir sei jedoch pflegeintensiv. „Pilling“ nennt es der Fachmann, wenn sich am Pullover oder Cardigan kleine Knötchen oder Flusen bilden. „Durch Scheuern mit anderen Kleidungsstücken arbeiten sich abstehende Enden der Kaschmirfasern heraus und verschlingen sich an der Oberfläche“, erklärt Marx. Schäfer empfiehlt, die Flusen vorsichtig abzuzupfen oder mit einem Textilrasierer zu entfernen.

„Angora ist lange nicht so hochwertig wie Kaschmir, aber aufgrund des Stichelhaareffekts sehr beliebt“, sagt Eberle. Damit ist gemeint, dass die einzelnen Haare leicht vom Stoff abstehen. „Da die Fasern der Angorawolle sehr kurz sind, lösen sie sich sehr leicht. Dagegen ist nicht wirklich etwas zu machen“, erläutert Eberle. Marx rät als Notfallhilfe zu Haarspray. Wer sich nicht an der leicht klebrigen Textur des Sprays störe, könne die Haare damit ein wenig fixieren.

Wolle und Seide werden im Schongang gewaschen, erläutert Schäfer. Die meisten Waschmaschinen haben inzwischen auch für beinahe jede Faser ein extra Programm. Wer noch nicht um die Handwäsche herumkommt, dem rät Schäfer: „Wichtig ist bei der Handwäsche vor allem, viel Wasser zu verwenden. Daher eignet sich die Badewanne besser zum Waschen als das Waschbecken.“ Die Stoffexpertin warnt davor, Wolle stark zu reiben, denn dadurch entstehen verstärkt Knötchen.

Daher empfiehlt Schäfer auch für das Waschen in der Maschine: „Um starke Reibung und somit Pilling zu vermeiden, darf die Maschine nur halb voll gemacht werden.“ Man sollte keinen Weichspüler verwenden. „Zum einen sind in Wollwaschmittel schon sehr viele Weichmacher enthalten, und zum anderen lösen sich durch Weichspüler die Fasern schneller und leichter heraus.“