Reifrock und Kleines Schwarzes: Dauer-Modenschau in Berlin

Berlin (dpa) - Berlin ist längst auch Mode-Hauptstadt. Eine eigene Dauerausstellung zu Geschichte der Mode fehlte bislang aber. Das ändert sich nun. Im Kunstgewerbemuseum sollen Kleider aus verschiedenen Epochen dokumentieren, wie bedeutende Stilrichtungen entstanden.

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Mode ist ein Muss in der deutschen Hauptstadt. Bei der Fashion Week werden die neuesten Kollektionen präsentiert, junge Designer aus aller Welt haben sich in Berlin angesiedelt - und in den hippen Innenstadt-Bezirken nutzen viele Trendsetter auch den Gang zum Supermarkt für ein Fashion-Statement. Jetzt bekommt Berlin seine erste Dauer-Modenschau: Im nach dreijähriger Sanierung völlig umgestalteten Kunstgewerbemuseum lädt eine neu eröffnete Galerie ein zum Flanieren durch drei Jahrhunderte europäischer Modegeschichte. Seit Kurzem ist die exquisite Dauerausstellung erstmals für Besucher geöffnet.

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Wie in einer Schaufensterpassage sind in abgedunkelten Räumen die Schätze aus der 2009 angekauften internationalen Sammlung von Martin Kamer und Wolfgang Ruf zu sehen: Prachtvolle, kostbare Roben aus der Zeit vom 18. bis ins 21. Jahrhundert. Im Historismus und der Belle Époque beginnt es mit Krinolinen-Kleidern und Tournüren, die das damalige Idealbild der zarten Frau mit superschmaler Taille und per Polster extra ausladendem Gesäß kreierten.

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Die Schau erklärt mit Original-Stücken, wie diese „Figurformer“ aus Peddigrohr und Stahlbändern funktionierten. Mit 130 Kostümen und noch einmal so vielen Accessoires zeigt die Schau die Entwicklung der Moden von den feinen Kleidern des 18. Jahrhunderts bis zu Kreationen von Coco Chanel und Yves Saint Laurent. Hüte, Schuhe, Taschenuhren, Hosenträger, Büstenhalter, Handschuhe und Handtaschen dokumentieren die verschiedenen Stil-Richtungen.

Das „Kleine Schwarze“ wird in einer Extra-Vitrine in allen erdenklichen Formen präsentiert. Als eines der neuesten Designerstücke ist ein Brautkleid zu sehen, das die niederländischen Couturiers Viktor & Rolf für eine Modekette entwarfen, wie Museumsdirektorin Sabine Thümmler am Donnerstag sagte. „Wir haben eine riesige Schatztruhe.“ Die ausgestellten Stücke machen nur ein Zehntel der großen Sammlung aus.

Drei Jahre lang war das Berliner Kunstgewerbemuseum - das älteste seiner Art in Deutschland - für die Sanierung und Umgestaltung geschlossen. Neben der Mode und einer umfangreichen Design-Sammlung zeigt das Haus europäisches Kunsthandwerk vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Zu den Highlights zählen der berühmte Welfenschatz, das Lüneburger Ratssilber und der Kabinettschrank von David Roentgen für Preußenkönig Friedrich Wilhelm II..

„In diesem Haus mit seiner bis ins Mittelalter reichenden Sammlung lassen sich die großen historischen Linien einer schier unendlich reichen Formenvielfalt unserer Alltagswelt verfolgen“, erklärte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger.