Reportage übers Ferkeltöten: Brutale Bilder aus deutschen Ställen
Hannover/Damme (dpa) - Es sind schlimme Bilder aus deutschen Schweineställen: Ferkel werden auf den Boden oder gegen Mauerkanten geschlagen. Apathische oder tote Tiere liegen auf der Erde, eingekotet oder vom Muttertier erdrückt.
Diese Bilder bekommen die ARD-Zuschauer am Montagabend in der Reportage „Deutschlands Ferkelfabriken“ zu sehen. Die Autoren und Tierschützer behaupten, solche Zustände seien eine Folge des billigen Fleisches in den Supermärkten. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen werden die meisten Schweine in Deutschland gehalten.
Eine Sprecherin des niedersächsischen Landwirtschaftministeriums verweist auf einen Erlass, in dem Regeln für die sogenannte Nottötung von Ferkeln festgezurrt sind. Damit reagierte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) auf Berichte von Tierschützern vom vergangenen Dezember. Der Erlass verbiete das Töten von schwachen Ferkeln lediglich aus wirtschaftlichen Gründen. Nur Ferkel, die nicht überlebensfähig seien, dürften unter bestimmten Bedingungen getötet werden. Nordrhein-Westfalen hat diese Bestimmungen übernommen.
„Auch die anderen Länder arbeiten derzeit an Erlassen“, sagt Karl-Heinz Tölle von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) im niedersächsischen Damme.
Der Deutsche Tierschutzbund sieht die Massentierhaltung als Grundursache des Tierleids an. „Das System der Billigfleischproduktion verhindert eine artgerechte Tierhaltung und führt in der Folge zu massiven Tierschutzproblemen wie Verhaltensstörungen, Verletzungen und Krankheiten“, bezieht der Tierschutzbund Stellung zur ARD-Sendung.
Aus Sicht der Schweinehalter sind diese Vorwürfe unhaltbar. Alles, was im Film gezeigt werde, widerspreche dem ureigensten Interesse des Ferkelerzeugers, sagt Tölle. „Er will die Tiere verkaufen, und das kann er nicht, wenn er tote Tiere hat.“ In den vergangenen zehn Jahren sei viel geschehen, um die Tiergesundheit zu verbessern. Im Durchschnitt sterben 15 Prozent der Ferkel an Krankheiten, solange sie noch gesäugt werden. Das sei systemübergreifend so, unabhängig, ob es sich um einen konventionellen oder einen Biobetrieb handele, sagt Tölle.
Die Tötung von nicht überlebensfähigen Saugferkeln sei nicht zu vermeiden, räumt die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) ein, deren Stellungnahme die Grundlage für den Erlass des niedersächsischen Landwirtschaftsministers ist. Allerdings gebe es bessere und schlechtere Betriebe, die Quote von 15 Prozent sei ein Durchschnittswert, sagt TVT-Experte Martin von Wenzlawowicz.