Reykjaviks Bürgermeister: Wir brauchen Eisbären!

Sieg für eine Spaßpartei in Island: Der TV-Komiker Jón Gnarr hat 34,7 Prozent der Hauptstädter hinter sich.

Reykjavik. Offene statt heimliche Korruption im Rathaus, kostenlose Handtücher für alle in den Schwimmbädern und ein Eisbär als neue Zoo-Attraktion: Reykjaviks neuer Oberbürgermeister Jón Gnarr, ein populärer TV-Komiker, kann das Wahlprogramm verwirklichen, mit dem seine Spaßpartei "Besti flokkurinn" ("Beste Partei") vor einer Woche die Kommunalwahl in Islands Hauptstadt gewonnen hat. Nach der Einigung mit den Sozialdemokraten auf eine Koalition am Wochenende ist die Wahl des 43-Jährigen zum Stadtoberhaupt gesichert.

Zu Gnarrs Fraktion im Rat gehören auch Einar Örn Benediktsson, Ex-Sänger der Sugarcubes, mit denen Björk ihre Weltkarriere startete, und der Rocksänger Òttarr Proppé. 34,7Prozent der Reykjaviker machten ihr Kreuz bei der Spaßpartei, weil ihnen der Spaß an den traditionellen Parteien vergangen ist.

Der künftige Oberbürgermeister Gnarr stellte klar, dass das mit der Anschaffung des Eisbären umgesetzt werde. Reykjaviks Kinder hätten eine bessere Hauptattraktion verdient als den Aufbewahrungshort bei Ikea, während die Eltern shoppen.

Für sich selbst wolle er es mit seiner Kandidatur endlich mal zu einer Festanstellung mit guter Bezahlung schaffen, sagte Gnarr. Er gewann, weil mehr als ein Drittel der Hauptstädter seine in Witz verpackte Empörung über das Versagen der Politik teilen.

Die 320.000 Isländer müssen nach dem Bankenkollaps 2008 einen hohen Preis für Tatenlosigkeit und Blauäugigkeit ihrer Politiker zahlen.

Nicht darüber lachen kann Islands Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir. Vor allem ihre sozialdemokratische Partei wurde mit 19,1 Prozent dafür abgestraft, dass nach der Finanzmisere alles beim Alten zu bleiben scheint.