Riesiges Suchgebiet für Flug MH 370
Peking/Kuala Lumpur (dpa) - Elf Tage nach dem rätselhaften Verschwinden des malaysischen Flugzeugs ist das Suchgebiet inzwischen so groß wie die Fläche Australiens. Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein nannte in Kuala Lumpur eine Gesamtfläche von 7,68 Millionen Quadratkilometern.
Die erste Kursänderung der Maschine mit 239 Menschen an Bord soll nach einem Bericht der „New York Times“ in ein Computersystem des Flugzeugs eingegeben worden sein. Die Richtungsänderung habe mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand im Cockpit programmiert, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ranghohe US-Regierungsvertreter.
Angehörige chinesischer Passagiere drohten unterdessen mit Hungerstreik, falls sie nicht mehr Informationen bekommen. Nach Ansicht der Ermittler dürfte die Boeing der Malaysia Airlines eine von zwei Routen geflogen sein: Der Nordkorridor reicht von Malaysia Richtung Nordwesten über das indisch-pakistanische Grenzgebiet bis nach Kasachstan, der südliche an Indonesien und Australien vorbei in den Indischen Ozean. Bewohner einer Malediven-Insel wollen laut einer Lokalzeitung einen tieffliegenden Passagier-Jet gesehen haben.
Die Boeing ist seit dem 8. März verschollen. Die Maschine mit der Flugnummer MH 370 war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf mehrere Möglichkeiten: Sabotage, Entführung, Terrorakt oder Selbsttötung eines der Piloten.
Nach Erkenntnissen der „New York Times“ wurde die erste Kursänderung nach Westen in ein Computersystem eingegeben. Die Drehung habe mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand im Cockpit programmiert, der sich mit Flugzeugsystemen auskannte, berichtete die Zeitung am Dienstag und berief sich dabei auf ranghohe US-Regierungsvertreter. Anstatt die Maschine manuell zu steuern, sei die Flugrichtung von MH370 über sieben oder acht Tastenanschläge in einen Computer zwischen dem Kapitän und dem Ersten Offizier eingestellt worden, schrieb die Zeitung weiter.
Malaysia widerrief am Dienstag in einem zentralen Punkt frühere Angaben. Wann genau das Kommunikationssystem der Boeing abgeschaltet wurden, ist demnach doch unklar. Der exakte Zeitpunkt könne nicht ermittelt werden, sagte der Verkehrsminister am Dienstag. Der Minister widersprach damit früheren Aussagen, denen zufolge das Kommunikationssystem ACARS vor der letzten wörtlichen Rückmeldung aus dem Cockpit ausgeschaltet worden war. Dass unklar sei, ob die Kommunikation vor oder nach dem letzten Funkspruch um 1.19 Uhr abgeschaltet wurde, hat laut Hussein keinerlei Einfluss auf die Suche.
Inzwischen suchen 26 Länder nach der Boeing. Kasachstan und Kirgistan haben keine Hinweise, dass das Flugzeug in ihren Luftraum eingedrungen sein könnte, berichtete die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Auch Pakistan und Indien wüssten nichts.
Die Überprüfung des persönlichen Hintergrunds der chinesischen Staatsbürger an Bord habe keine Hinweise auf eine Verwicklung in eine Entführung oder einen Terrorakt ergeben, erklärte der chinesische Botschafter in Kuala Lumpur laut Xinhua. Mehr als 150 chinesische Staatsangehörige waren in der Maschine.
Wütende Angehörige chinesischer Passagiere drohten mit Hungerstreik, falls sie nicht mehr Informationen bekommen. Bei einem Treffen mit Vertretern der Fluggesellschaft am Dienstag in Peking äußerten sie scharfe Kritik. Die Familien fühlen sich von den Behörden in Malaysia schlecht informiert. Ein Vertreter der Airline versicherte den Familien Unterstützung und Informationen.
In die Suche bezog Malaysia zusätzliche Experten ein. So wertet die US-Raumfahrtbehörde Nasa unter anderem Bilder aus, die von Satelliten und der Internationalen Raumstation ISS aufgenommen wurden. Objekte, die größer sind als 30 Meter, könnten darauf identifiziert werden, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa in Washington.
Die USA bekräftigten zudem ihre Unterstützung bei der Suche. Das sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel in einem Telefonat mit Malaysias Verkehrsminister. Ein US-Flugzeug suche nun im südlichen Korridor des Indischen Ozeans nach Hinweisen, teilte das Pentagon mit. Ein Zerstörer der US-Marine sowie Hubschrauber und ein Überwachungs-Flugzeug hielten dort weiter nach Wrackteilen oder Trümmern Ausschau.
Kurz nach dem Verschwinden des Fluges MH370 beobachteten die Bewohner einer Malediven-Insel laut einer Lokalzeitung einen tieffliegenden Passagier-Jet. Das Flugzeug sei den Augenzeugen zufolge weiß mit roten Streifen gewesen - so sähen häufig auch die Flugzeuge der Malaysia Airlines aus, berichtete die Zeitung „Haveeru“ am Dienstag online. Den übereinstimmenden Berichten zufolge hat das Flugzeug um 6.15 Uhr Ortszeit die Insel überquert und dabei einen ohrenbetäubendem Lärm gemacht. „Ich habe noch nie ein Flugzeug so niedrig über unsere Insel fliegen sehen. Wir haben Wasserflugzeuge gesehen, aber ich bin sicher, dass das keines war“, sagte ein Augenzeuge der Zeitung.