Krankheitserreger Zwei Jugendliche in Deutschland mit Affenpocken infiziert
Anfangs haben sich nur Erwachsene mit dem Affenpocken-Virus angesteckt. Nun sind die ersten Fälle bei Jugendlichen aufgetreten.
Rund drei Monate nach dem ersten Affenpocken-Nachweis in Deutschland spricht das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals von bekannt gewordenen Ansteckungen bei Minderjährigen. Bei allen Fällen, außer zwei Jugendlichen, handele es sich um Erwachsene, heißt es in der Lage-Einschätzung des RKI vom Dienstag. Zunächst hatte der „Spiegel“ über zwei Betroffene im Alter von 15 und 17 Jahren berichtet. Wie aus einer RKI-Datenbank hervorgeht, stammen die Fallmeldungen aus Stuttgart und Erfurt, beziehen sich auf die erste Julihälfte (Meldewochen 27 und 28) und auf männliche Jugendliche.
Insgesamt sind dem RKI mittlerweile 2724 Infektionen aus allen Bundesländern übermittelt worden, fast ausschließlich handelt es sich um Männer. „Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben“, erklärt das RKI. „Bislang sind nur fünf weibliche Fälle in Deutschland übermittelt worden.“ Mit Abstand am höchsten ist die Inzidenz in Berlin. „Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer“, schreibt das RKI.
Die Mortalitätsrate in den Ländern außerhalb Afrikas bleibe „extrem gering“, teilte der Leiter der Ambulanz für Infektiologie und Immunologie am Universitätsklinikum Bonn, Jürgen Rockstroh, auf Anfrage mit. Zwar sind in den vergangenen Tagen mehrere Affenpocken-Todesfälle in Ländern bekannt geworden, für die die Erkrankung neu ist - zwei davon in Spanien. Der Experte sieht hierfür aber mehrere Gründe: So könne etwa das Ausrufen der gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einigen Tagen zu einer verbesserten Überwachung geführt haben. Gleichzeitig gebe es nun mehr als 20 000 Fälle weltweit, so dass auch mehr Fälle ausgewertet würden.
Rockstroh betonte darüber hinaus, dass Erkrankungen der Betroffenen erfasst werden müssten, um Faktoren zu finden, die das Risiko für Krankenhauseinweisung und Tod erhöhen. Schwere Immunsuppression scheine das Risiko für einen ungünstigen Verlauf zu vergrößern.