Ronan Farrow wird in den USA zum Star
New York (dpa) - Ein einzelnes, kleines Wörtchen machte Ronan Farrow über Nacht weltweit bekannt. „Möglicherweise“, so hatte seine Mutter, die Hollywood-Schauspielerin Mia Farrow, der Zeitschrift „Vanity Fair“ gesagt, „möglicherweise“ sei Ronan gar nicht der Sohn von Star-Regisseur Woody Allen, sondern von Musiklegende Frank Sinatra.
Die Enthüllung sorgte für aufgeregte Schlagzeilen der Klatsch-Presse weltweit und hunderttausende Kommentare beim Kurznachrichtendienst Twitter. Plötzlich stand der bislang von der Öffentlichkeit eher unbemerkt aufwachsende 26-Jährige mitten im internationalen Scheinwerferlicht.
„Hört mal zu“, beschwichtigte Farrow in dem ihm eigenen ironischen Ton per Twitter. „"Möglicherweise" sind wir doch alle Söhne von Frank Sinatra.“ Aber der Rummel war losgetreten - und katapultierte ihn auf der Karriereleiter rasant nach vorne. Nur rund drei Monate nach der Enthüllung im Oktober gilt der mit blonden Haaren und blauen Augen blendend aussehende Farrow als einer der begehrtesten Junggesellen der USA, hat rund 160 000 Fans bei Twitter gesammelt, einen Buchvertrag unterschrieben und startet noch im Januar mit einer regelmäßigen einstündigen Nachrichtensendung beim TV-Sender MSNBC. Bei einem Treffen mit Farrow habe er nach 20 Minuten gewusst, dass er ihn einstellen wolle, sagte MSNBC-Chef Phil Griffin der „New York Times“. „Er hat es einfach drauf.“
Aber Farrow kam keineswegs aus dem Nichts. Schon früh hatte er sein Talent bewiesen. Mit 15 schloss er das College ab - in einem Alter, in dem andere Teenager noch nicht einmal damit angefangen haben. Dann studierte er an der Elite-Universität Yale und setzte sich ehrenamtlich für die Kinderschutzorganisation Unicef ein. Mehrere Jahre lang arbeitete er als Berater der US-Regierung, bevor er 2012 mit einem Stipendium an die nächste Elite-Universität ging, diesmal nach Oxford. „Ich war einfach ein großer Streber und wollte mich nicht langweilen“, sagte Farrow der „New York Times“. „Meine Mutter hat mich immer unterstützt, aber sie hat sich auch immer gewundert und gesagt: "Warum? Warum? Bleib doch im Gymnasium. Sei normal. Hab ein normales Leben.“
Was Farrow aber in erster Linie zum Liebling der US-Medien macht, auch wenn er sich noch so sehr dagegen wehrt, ist seine Familiengeschichte. Bis zur „Vanity Fair“-Enthüllung galt Farrow als der einzige leibliche Sohn von Mia Farrow und Woody Allen, die von 1980 bis 1992 verheiratet waren. Die Ehe ging auseinander, weil Allen ein Verhältnis mit Farrows Adoptivtochter Soon-Yi Previn begann - einer der größten Hollywood-Skandale der 90er Jahre. Allen und Previn sind heute verheiratet und haben zwei Töchter adoptiert.
Mia Farrow zog nach der Trennung nach Connecticut und kümmerte sich dort um ihre vier leiblichen (davon drei aus der Ehe mit dem Komponisten André Previn 1970 bis 1979) und die verbleibenden zehn adoptierten Kinder aus Ländern wie Vietnam und Korea. „Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo man nie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen konnte“, sagt Ronan Farrow. „Wir haben jede Minderheit des Ortes repräsentiert.“ Die Familie habe behütet von dem „ganzen Hollywood-Ding“ gelebt.
Zwischen Farrow und Allen herrscht bis heute Eiszeit und auch Ronan Farrow hat keinen Kontakt zu dem Star-Regisseur. Ob er nun der Sohn von Allen oder von Sinatra ist, bleibt weiter ungeklärt. Der 1998 gestorbene Sinatra, mit dem sie von 1966 bis 1968 verheiratet war, sei die Liebe ihres Lebens gewesen, sagt Mia Farrow. „Wir haben uns nie richtig getrennt.“ Ein Vaterschaftstest sei aber nie gemacht worden. Den brauche es auch nicht, kommentierten zahlreiche Menschen bei Twitter. Ronan Farrow sehe Sinatra schließlich wie aus dem Gesicht geschnitten aus - die gleichen strahlenden blauen Augen, die gleiche Nase. „Wenn Ihr nicht überzeugt seid, dass Ronan Farrow Frank Sinatras Sohn ist, seid Ihr blind“, heißt es in einem Kommentar.
Gleich zwei Hollywood-Legenden als mögliche Väter - Farrow kann den Wirbel um seine Familiengeschichte verstehen. „Es ist wahnsinnig komisch und wild, das kapiere ich ja. Es gibt schlüpfrige Aspekte der Geschichte, wo ich mich auch zurücklehnen und die mit allen anderen Menschen genießen kann. Aber dann muss es auch mal aufhören und wieder um etwas wirklich Nützliches gehen.“ Auf seine neu gewonnene Blitzkarriere will der 26-Jährige aufbauen - und so irgendwann dann auch mal für etwas anderes bekannt sein als der Sohn von Allen oder Sinatra. „Mit der Zeit werden mich die Menschen über meine Show hoffentlich für die Geschichten, die wir erzählen, hassen oder lieben, und nicht deswegen, wer ich bin.“