Rosel Zech mit 69 an Krebs gestorben

Berlin (dpa) - Die Schauspielerin Rosel Zech ist tot. Sie starb am Mittwochabend mit 69 Jahren in einer Berliner Klinik an Knochenkrebs. Das teilte die Geschäftsführerin der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Juliane Lorenz, am Donnerstag mit.

„Sie ist sehr aufrecht und sehr bewusst in den Tod gegangen, und sie hat gekämpft“, sagte Lorenz, eine gute Freundin der Künstlerin, der Nachrichtenagentur dpa.

Zech galt als besonders wandlungsfähige und ausdrucksstarke deutsche Schauspielerin. Einem Millionenpublikum war sie als gestrenge Mutter Oberin aus der TV-Serie „Um Himmels Willen“ bekannt. Einen ihrer größten Erfolge feierte sie in den 80er Jahren in Rainer Werner Fassbinders vorletztem Film „Die Sehnsucht der Veronika Voss“. Die Rolle eines drogenabhängigen Ufa-Stars brachte ihr den Goldenen Berliner Bären als beste Schauspielerin ein.

Fast bis zuletzt war die vielfach preisgekrönte Darstellerin im Kino, beim Fernsehen und auf der Bühne aktiv. Erst bei den Dreharbeiten zur letzten Staffel von „Um Himmels Willen“ im Frühsommer musste TV-Star Gaby Dohm als Chef-Nonne einspringen. Zechs Managerin Carola Studlar bestätigte damals, die Schauspielerin sei krank und erhole sich zu Hause. „Ihr Vertrag ruht. Sie hat aber fest eingeplant, 2012 wieder "Um Himmels Willen" zu drehen.“

Tieftraurig zeigte sich Schauspielkollege Fritz Wepper. „Das hat mich total erschüttert“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Wir hatten große Freude, zusammen zu arbeiten; ich werde ihre herzliche Art vermissen und auch das Fachsimpeln über Fußball.“ Wepper und Zech hatten über Jahre hinweg für „Um Himmels Willen“ gemeinsam vor der Kamera gestanden und sich als Bürgermeister Wöller und Kloster-Oberin Gefechte geliefert. Erst vor kurzem habe noch ein Hoffnungsschimmer auf Zechs Genesung bestanden, „nun heute diese Hiobsbotschaft“, sagte der Schauspieler.

Als Rosalie Helga Lina Zech 1942 in Berlin geboren, hatte die Tochter einer Binnenschiffer-Familie ihr Handwerk am Max-Reinhardt-Seminar in Berlin gelernt. Sie arbeitete mit vielen bekannten Regisseuren zusammen und begeisterte ihr Publikum auf den großen Bühnen der Republik.

ARD-Programmdirektor Volker Herres sagte: „Wir werden sie sehr vermissen. Rosel Zech hinterlässt eine große Lücke, die schwer zu schließen sein wird.“ Die Rolle als Mutter Oberin habe sie zehn Jahre lang mit Herz und Humor gespielt. Schauspielkollegin Jutta Speidel (57) sagte, sie sei „wahnsinnig traurig“ über die Todesnachricht. „Wir haben alle gehofft, sie packt es. Sie hinterlässt ein großes Loch.“

Neben Fassbinder zählte Zech den Regisseur Peter Zadek zu den „zwei Glücksfällen“ in ihrem Berufsleben. Er hatte sie 1972/73 ans Schauspielhaus Bochum geholt. Rasch wurde sie dort zu einer der gefragtesten Interpretinnen und 1977 als „Hedda Gabler“ Schauspielerin des Jahres. Es folgten Stationen in Hamburg, Berlin und München. Wichtige Rollen hatte sie unter anderem als Nina in „Die Möwe“, Cordelia in „König Lear“ und Porzia im „Kaufmann von Venedig“.

Ihr Filmdebüt gab die Charakterdarstellerin 1970 in der TV-Produktion „Der Pott“. Für den früh verstorbenen Regiestar Fassbinder stand sie 1981 als Ehefrau von Mario Adorf in „Lola“ erstmals vor der Kamera, ehe „Veronika Voss“ für Aufsehen sorgte. Weitere Kinofilme waren „Kammerflimmern“, „Aimée und Jaguar“ und vor allem Percy Adlons „Salmonberries“, der Zech auch international bekanntmachte und ihr den Bayerischen Filmpreis eintrug.

Einem größeren Fernsehpublikum wurde sie schon in den 70er Jahren bekannt: Als resolute Bergarbeiter-Frau und Mutter Elfriede trat sie in der ZDF-Serie „Die Knapp-Familie“ auf. Es folgten „Nebel im Fjord“, „Die Bertinis“, „Die indische Ärztin“ und zahlreiche Auftritte in Krimi-Reihen wie „Der Alte“ und „Tatort“.

Den meisten Zuschauern aber wird die blonde, unverheiratete Schauspielerin als Mutter Oberin in der Dauerfehde mit Bürgermeister Wöller (Fritz Wepper) in Erinnerung bleiben. „Ich habe "Um Himmels Willen" gern gedreht“, sagte sie einmal. „Und viele Kirchenleute haben mir versichert: Ja, so ist es.“