Rosenmontagszüge: Angst vor dem Terror wegfeiern
Köln/Düsseldorf/Mainz (dpa) - Millionen Karnevalfans haben am Rosenmontag mit beißender Satire der Angst vor Anschlägen die Stirn geboten.
Bei den großen Umzügen in Köln, Düsseldorf und Mainz gab es Schunkellieder, Prunkwagen und Kamelle, das Thema Terror wurde nicht ausgespart. „Man geht mit einem anderen Gefühl hin. Aber wir lassen uns den Spaß nicht verderben“, sagte der 19-jährige Lukas in Mainz. In Düsseldorf stand auf einem der Wagen „Terror hat nichts mit Religion zu tun“, auf einem anderen „Charlie Hebdo - Satire kann man nicht töten“.
In allen drei rheinischen Hochburgen gab es bis zum Ende der Züge am Abend keine größeren Zwischenfälle. Die Polizeibehörden zogen erleichtert Bilanz. „Bislang sind wir sehr zufrieden mit den Karnevalisten, die hier den närrischen Höhepunkt genießen“, erklärte zum Beispiel der Düsseldorfer Einsatzleiter Harald Wilke. In den Kneipen der Düsseldorfer Altstadt und auch in den anderen Hochburgen feierten viele Karnevalisten auch nach dem Ende der Rosenmontagszüge weiter.
Am Sonntag war in Braunschweig ein Umzug nach einer Terrordrohung abgesagt worden. Dass dadurch aber viele Besucher von den Rosenmontagszügen abgeschreckt wurden, war nicht zu sehen. In Köln und Düsseldorf gab es noch keine offiziellen Zahlen, weniger Jecken als in anderen Jahren waren es nach Angaben von Veranstaltern und Beobachtern aber nicht. Das gilt auch für Mainz, wo mehr als eine halbe Million Menschen feierte, für Fulda, Münster, Koblenz, Rottweil in Baden-Württemberg und das schleswig-holsteinische Marne.
Auf die islamistischen Anschläge am Wochenende in Kopenhagen und im Januar in Paris reagierten die Karnevalisten mit klaren Bildern: In Düsseldorf zeigte Wagenbauer Jacques Tilly einen Mann ohne Kopf auf der Flucht vor einem Maskierten, der ein bluttropfendes Schwert schwingt. Das Opfer hielt eine Ausgabe des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ in Händen. Aus seinem offenen Hals kam die Sprechblase „Satire kann man nicht töten“.
In Köln, dem bundesweit größten Zug, rollte ein Wagen mit einem abgeholzten Stiftewald, in dessen Mitte ein Clown einen neuen Buntstift als Symbol der Narrenfreiheit wachsen ließ. Das Motto „social jeck - kunterbunt vernetzt“ kam gleich auf acht Wagen zum Zug. Porno, Kaufrausch, Trash und Terror strömten da zum Beispiel aus dem Netz. Aber auch die große und die kleine Politik fuhren mit. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) legte eine Bruchlandung mit Bundeswehrschrott hin.
Sie lasse sich die Freude am Straßenkarneval durch Angst vor islamistischem Terror nicht nehmen, sagte eine als Clown verkleidete Frau in Köln. „Aber ich bin schon froh, wenn meine Kinder und ich heute Abend wieder gut zu Hause sind.“
Im Düsseldorfer Zug griffen mehrere Motivwagen das Thema Terror auf. Die Terror-Miliz IS und Al-Kaida traten zum „Terror-Wettkampf“ im Armdrücken an. Drei Taliban-Kämpfer trugen Turbane mit der Aufschrift „Terror hat nichts mit Religion zu tun“. Auf einem Motto-Wagen zeigte Russlands Präsident Putin nackte Brust und muskelbepackten Militärarm sowie einen schwächlichen Arm für die Wirtschaft.
In Rottweil strömten beim Narrensprung wieder tausende Maskenträger stundenlang durch die historische Innenstadt. Der Narrensprung ist einer der Höhepunkte der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.
In Rio hatte der Karneval bereits seinen Höhepunkt erreicht. Am Zuckerhut ist zwar Sommer, aber es regnete in der Nacht zum Rosenmontag. Tausende Tänzer, Trommler und leichtbekleidete Samba-Queens zogen trotzdem durch Rios legendäres Sambódromo.