Rote Karte für Lindsay Lohan - Haft und Prozess
Los Angeles (dpa) - Déjà-Vu-Erlebnis für Lindsay Lohan: Im kalifornischen Frauengefängnis von Lynwood kennt sich die Schauspielerin schon bestens aus. Dort saß sie seit einer Trunkenheitsfahrt im Jahr 2007 öfter ein, zuletzt im vorigen Sommer knapp zwei Wochen lang.
Am Karfreitag verbrachte sie mehrere Stunden hinter Gittern. Vier Monate hatte Richterin Stephanie Sautner dem Skandal-Star überraschend aufgebrummt, wegen Verletzung ihrer Bewährungsauflagen. Mit 75 000 Dollar Kaution kaufte sich Lohan zunächst frei, doch ein Happy End des filmreifen Dramas ist kaum in Sicht.
Auch mit dem Leichenschauhaus von Los Angeles ist Lohan schon vertraut. Dort leistete sie 2008 ihren ersten Strafdienst als Alkoholsünderin ab. Sautner ordnete jetzt weitere 120 Stunden an, zudem muss Lohan 360 Stunden in einer Notunterkunft für bedürftige Frauen aushelfen.
Die „rote Karte“ der Richterin am Karfreitag fing sich der „Freaky Friday“-Star nicht mit einer weiteren Alkoholeskapade ein. Diesmal soll Lohan ihre Auflagen durch den Diebstahl einer Goldkette im Wert von 2500 Dollar verletzt haben. Versehentlich sei ihre Mandantin mit der Kette am Hals aus dem Laden gelaufen, beteuerte Lohans Anwältin vergeblich. Doch die Richterin war bei der ganztägigen Anhörung nicht zu erweichen. Sie warf Lohan Absicht, Dummheit und eine gewisse „Unverfrorenheit“ vor, sich im Januar mit dem Schmuckstück vor laufender Überwachungskamera ohne Bezahlung davongemacht zu haben.
Lohans Gerichtsauftritt - der neunte innerhalb eines Jahres, rechnete der US-Sender CNN vor - hatte unspektakulär begonnen. Nicht mit hautengem Minikleid und wehender Mähne wie bei früheren Vorladungen, sondern dezent mit dunklem Anzug und Hochsteckfrisur war Lohan pünktlich zur Stelle. Anfangs verbuchte sie gar einen Sieg, als die Richterin den Diebstahlsvorwurf von einer schweren Straftat auf ein geringfügigeres Delikt reduzierte. Der Prozess soll am 3. Juni beginnen. Statt drei Jahren Haft droht Lohan damit im Falle eines Schuldspruchs „nur“ noch ein Jahr Gefängnis.
Doch dann kannte die Richterin keine Gnade mehr. „Sie zeigt dem Gericht eine lange Nase“, rügte Sautner Lohans Betragen. Leere Versprechen, sich zu bessern, würden nun nicht mehr ziehen. Die Angeklagte müsse ihre Lektion lernen, etwa durch den Pflichtdienst in einem Frauenhaus. „Vielleicht kann sie ihr eigenes Leben ändern, wenn sie sieht, wie Frauen in harten Zeiten leben“, so Sautner.
Im vergangen Herbst war Lohan mit einer „gelben Karte“ davongekommen. Die notorische Drogensünderin hatte mit einem verpatzten Drogentest gegen ihre Bewährungsauflagen verstoßen. Statt ins Gefängnis schickte ein Richter sie noch einmal in den Entzug. Doch kaum war sie nach monatelanger Entziehungskur wieder auf freien Fuß, griff sie prompt in dem Schmuckgeschäft in Venice (Los Angeles County) zu.
Der bevorstehende Prozess könnte nun Lohans geplantes Hollywood-Comeback gefährden. Erst vor wenigen Tagen hatte sie den Zuschlag für eine Rolle in dem Mafiafilm „Gotti: Three Generations“ an der Seite von John Travolta erhalten. Die Dreharbeiten sollen im Herbst in New York beginnen. Statt vor der Kamera eine Gangsterbraut zu mimen, könnte sie selbst hinter Gittern sitzen.