Rückblick2015: Spektakuläre Entdeckungen im All
Washington (dpa) - Plutos Herz, ein Zwergplanet mit Pyramide und wieder einmal Wasser auf dem Mars - Raumsonden sind 2015 zahlreiche Entdeckungen in unserem Sonnensystem gelungen.
Dabei gab es gleich zwei Premieren: Die Sonde „Dawn“ der US-Raumfahrtbehörde Nasa besuchte mit Ceres den ersten Zwergplaneten, und die „New Horizons“-Mission steuerte als erste den Eiszwerg Pluto am Rand unseres Sonnensystems an.
PLUTO
Die Forscher waren verblüfft von der Vielfalt der Oberflächenformationen des Zwergplaneten Pluto. „New Horizons“ entdeckte Eisberge, die mit 3400 Metern so hoch aufragen wie mancher Alpengipfel, fließende Gletscher und Hinweise auf Eisvulkane am Pluto-Südpol. Die auffälligste Struktur auf der rötlich schimmernden Oberfläche ist das riesige Herz, das von zwei großen Eisebenen gebildet wird. Zu Ehren des US-amerikanischen Pluto-Entdeckers Clyde Tombaugh (1906-1997) wurde es Tombaugh Regio getauft.
Pluto ist geologisch viel aktiver als erwartet, und selbst Wetter scheint es in seiner dünnen Stickstoffatmosphäre zu geben. „New Horizons“ fotografierte eine Art Nebel. „Abgesehen davon, dass es optisch atemberaubend ist, sind diese tief liegenden Dunstschleier ein Hinweis darauf, dass sich das Wetter auf dem Pluto von Tag zu Tag ändert - wie auf der Erde“, erläuterte „New Horizons“-Forscher Will Grundy vom Lowell-Observatorium.
Die 2006 gestartete Nasa-Sonde befindet sich nach der erfolgreichen Pluto-Passage im Sommer bereits auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel, dem Objekt 2014 MU69, das sie 2019 erreichen wird. Ihre Beobachtungen am Pluto werden vermutlich noch weitere Überraschungen für die Forscher bereithalten - bis Ende 2016 benötigt die Datenübertragung. „Mit dem Vorbeiflug ist eine fast ein Jahrzehnt lange Reise zu Ende gegangen - aber der wissenschaftliche Ertrag beginnt gerade erst“, sagte Nasa-Manager Jim Green. „Die Daten von „New Horizons“ werden die Wissenschaft noch für Jahre befeuern.“
CERES
Pluto war nicht der erste Zwergplanet, der von einer irdischen Raumsonde besucht wurde. Bereits im Frühjahr erreichte die Nasa-Sonde „Dawn“ den Zwergplaneten Ceres im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. „Dawn“ entdeckte unter anderem Krater und Gebirgsketten sowie auffällig helle Flecken auf der rabenschwarzen Oberfläche des Zwergplaneten. Nach neuen Analysen handelt es sich dabei um Salzminerale und mancherorts auch um verdunstendes Wassereis. „Die plausibelste Interpretation unserer Ergebnisse ist, dass sich unter der Oberfläche von Ceres zumindest stellenweise eine Mischung aus Eis und Salzen erstreckt“, erläuterte Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Unterirdisches Wassereis könnte die geringe Dichte des Zwergplaneten erklären. Denn Ceres ist zu leicht, um aus demselben massiven Materialmix zu bestehen wie etwa die Gesteinsplaneten Erde oder Mars.
Der hellste Fleck auf Ceres liegt im Occator-Krater. Hier fotografierte „Dawn“ eine Art Dunstschleier über dem Boden. Die Forscher gehen davon aus, dass dort Wasser verdampft und kleine Teilchen mit sich trägt. Der Rand des jungen Kraters ist zum Teil steiler als die Eiger-Nordwand. Auf der Südhalbkugel des Zwergplaneten fotografierte „Dawn“ einen einsamen, pyramidenförmigen Berg, der sechs Kilometer hoch aufragt. Seine Entstehung ist ein Rätsel. Die steilen Flanken dieser natürlichen Pyramide sind von hellen Streifen durchzogen. Möglicherweise ist hier vorübergehend etwas geflossen. Ceres ist ein gescheiterter Planet, übriggeblieben bei der Entstehung des Sonnensystems. „Wir haben mit der „Dawn“-Mission die Gelegenheit, in Ruhe auf die Anfänge unseres Sonnensystems zu schauen“, sagte Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln.
ENCELADUS
Die Raumsonde „Cassini“ hat unter dem Eispanzer des Saturnmonds Enceladus einen verborgenen globalen Ozean entdeckt. Forscher wussten schon länger, dass es unter dem Eis Wasser geben muss, die Messungen der Sonde zeigten nun, dass der unterirdische Ozean den ganzen Mond umspannt. Wissenschaftler erwägen, einmal mit einer Robotermission nach Lebensspuren unter dem Eispanzer von Enceladus zu fahnden. Ende Oktober war „Cassini“ mit einem waghalsigen Manöver in nur 50 Kilometern Höhe durch die spektakulären Eisfontänen von Enceladus getaucht, die einen eigenen Ring des Saturn mit Material füttern. 2016 soll die Sonde auf einer riskanten Bahn mehrfach zwischen dem Saturn und seinen Ringen hindurchfliegen.
MARS
Kein Jahr vergeht, ohne dass Astronomen Spuren von Wasser auf dem Mars entdecken. Dieses Mal handelt es sich nach Angaben der Nasa jedoch um die bislang besten Hinweise, dass auch heute noch flüssiges Wasser auf dem Roten Planeten vorkommt. Allerdings nur in Form einer Salzlauge, die mancherorts im Marssommer die Hänge hinabzufließen scheint. Mit der Raumsonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ (MRO) entdeckten die Forscher um Lujendra Ojha vom Georgia Institute of Technology in Atlanta die Signatur von Salzen in auffälligen saisonalen Fließstrukturen. Am wahrscheinlichsten sei, dass die Salze unter den richtigen Bedingungen Feuchtigkeit aus der dünnen Marsluft absorbierten, erläuterten die Experten.
„Die meisten Leute denken an urzeitliches oder gefrorenes Wasser, wenn sie über Wasser auf dem Mars reden. Jetzt wissen wir, dass dies nicht die ganze Geschichte ist“, sagte Ojha. Die Entdeckung könnte Bedeutung für die Suche nach vergangenem oder womöglich noch existierendem Leben auf dem Roten Planeten haben. Denn Wasser ist unverzichtbar für Leben wie wir es kennen. „Je mehr wir den Mars untersuchen, umso mehr lernen wir, wie Leben dort existieren könnte“, betonte der Leitende Wissenschaftler des Marsprogramms der Nasa, Michael Meyer. „Jetzt haben wir die großartige Gelegenheit, das am richtigen Ort auf dem Mars zu untersuchen.“